Drei Tage im Juni! Wir fahren am Samstag zum Boot und starten zum zweiten Mal vom neuen Heimathafen t`Einde am Amsterdamrhijn-Kanaal.
Bis in den Hafen der großen Wasserstadt sind es von da nur 30 Minuten, schon passieren wir das Kreuzfahrtterminal. Die
Norwegian Prima ist dort gerade festgemacht.
Erstes Ziel ist wie schon so oft der
Sixhaven. Wir sind früh da und bekommen noch einen schönen Platz vorne am A-Steiger.
Ein gewohntes Bild: ELAN liegt mitten im Getümmel in ihrer Box, die Sonne scheint, herrliche Kulisse für alle Wasserfahrer.
Wir setzen über das IJ in die Stadt. Ein Teil der Besatzung orientiert sich für Modeeinkauf in Richtung 9 Straatjes, ich halte mich rechts von Centraal Station, quere den Single und erkunde die Haarlemmerstraat.
Das ist hier eine bunte Mischung von Läden, recht lebendig, aber nicht zu voll. Amsterdam-Flair vom Feinsten.
Historisch ist das der Haarlemmerdijk, der nordwestliche Abschluß der alten Stadt zum Wasser des IJ. Ein architektonisches Highlight ist das prächtige Haus der ehemaligen
Westindischen Companie. Hier waren wir mal zum Dinner vor ein paar Jahren.
Eine weitere kulinarische Anlaufstelle ist
Ibericus. Man ist hier spezialisiert auf spanische Schinkenspezialitäten in hochwertiger Ausführung. Eine prächtige Parade dieser gereiften Spezialität ist aufgebaut, es duftet wunderbar. Entweder man läßt sich frisch was aufschneiden und im Laden genießen oder man nimmt sich eingepackt was für zuhause mit. Ich kaufe ein kleines Schinkenbaguette als take-away.
In den
Weinladen Chabrol gehen ich auch rein und bin beeindruckt angesichts des Sortiments. Schnell bin ich in eine kleine Probe mit erfrischenden Weißweinen involviert, kaufe aber zwei kräftige Rote.
Zurück an Bord Hafenstimmung genießen und auch das wirklich perfekt gemachte Minibaguette, großzügig belegt mit herrlich nußig-zartem Schinken.
Ein lautes Horn kündigt das Auslaufen der Norwegian Prima an. Ich gehe vorne zum Hafeneingang und beobachte das überraschend ruhige und sanft anmutende Gleiten des Kreuzfahrers. Auf lange Sicht wird das hier nicht mehr möglich sein, Amsterdam wird "uitstootvrij".
Zum Dinner bleiben wir in Nord und laufen ein paar Meter am Noordholland-Kanaal entlang bis zum
Bunk Hotel. Da ist im gleichnamigen Restaurant ein Tisch reserviert. Das Ganze ist in einer Kirche beheimatet.
Alles ist hier originell designt, die Gerichte sind fein und tasty gemacht - durchweg positive Erfahrung.
Auf dem Rückweg ein Blick über den Kanal in Richtung Willem I Schleuse. Da werden wir morgen durchfahren auf dem Weg nach Norden in Richtung Monnickendam.
Der Morgen im Sixhaven - wir genießen etwas Hafenkino und brechen nach dem Ontbijt gegen 11.00 auf.
Die Strecke führt uns über den Noordholland-Kanaal und die Broekervaart. Unterwegs machen wir eine Schwimmpause, passieren mit etwas Verzögerung drei niedrige Brücken und genießen ansonsten die schöne kleinteilige Kulisse dieses idyllischen Wasserlaufs.
Monnickendam, ein Schicksalsort für das Boot! Hier waren wir schon dreimal. Beim ersten Besuch im Jahr 2017 passierte die erste
Katastrophe mit ELAN. Wir fuhren über das Markermeer hierher und hatten kurz vor dem Ziel auf der Gouwzee einen Totalausfall des Kühlsystems und musten in den Hafen abgeschleppt werde. Kosten von über 2000€ fielen damals an. Danach waren wir noch zweimal da, immer jedoch hin und zurück auf der Binnenroute, so wie heute auch.
Im Jachthaven Waterland können wir wieder vorne an der Kade festmachen. Die Borrelflag wird gehißt und ein kleiner Cocktailempfang sorgt für Vergnügen.
Es ist warm und wir nehmen darum Gelegenheit für ein Bad. Nur ein paar Schritte entfernt liegt die grüne Halbinsel Hemmeland. Da gibt es richtige Sandstrände, Urlaubsfeeling kommt auf.
Zum Dinner gehen wir in eines der Restaurants am alten Hafen. Im Gegensatz zum nahen Volendam geht es hier auch an einem Samstagabend ruhig zu.
Im Koperen Vis nehme ich den
Klassiker Kip-Saté, hier in ungewöhnlicher Weise auf einem Minigrill mit heißer Holzkohle serviert.
Der Sonntag startet etwas kühler, Licht und Luft sind wunderbar frisch und rein. Das animiert zu einem opulenten Champagnerfrühstück. Über allem schwebt aber die Frage nach der Route für die Rückfahrt.
Entweder auf gleichem (Kanal)kurs zurück mit den ganzen Brücken und Schleusen oder freie Fahrt über das offene Wasser des
Markermeeres. Ich hatte schon früher mal damit geliebäugelt, mich angesichts der Erfahrung aus 2017 aber immmer dagegen entschieden. Heute scheinen die Bedingungen ideal: Das Wasser ist weitgegend flach mit nur geringer Wellenbewegung, der Wind nur mit minimalem Zug aus Norden, also von hinten. Es hängen zwar gewaltige Wolken am weiten Wimmel, soll aber alles trocken bleiben.
Wir riskieren es und nehmen die gleiche Route wie vor 8 Jahren, nur in umgekehrter Richtung. Raus aus dem Hafen, zunächst über die Gouwzee - eine Bucht des Markermeeres - und steuern dann im weiten Bogen immer in der Fahrrinne bleibend um die schöne Insel Marken. Es grüßt der markante Leuchturm an der Ostseite, das
Paard van Marken.
Auf dem Weg nach Süden bauen sich immer wieder Regenzellen auf, faszinierende Panoramen. Das kleine Bootje ELAN tuckert bei niedriger Drehzahl und moderaten 7 Stundenkilometern unbeirrt auf seiner Bahn.
Zwei Sachen hält die Natur für uns hier allerdings störend bereit: Wie eine Miniarmee überfällt uns eine Armada von kleinen Fliegen und - wieder einmal - setzen sich Wasserpflanzen auf der Schraubenwelle fest und legen den Antrieb schachmatt. Also Motor aus, ins Wasser und die grünen Biester entfernen.
Und es wird dann doch noch naß von oben, wir kommen in eine Regenzelle. Der Wind frischt auf und es wird etwas schaukelig. Doch das vergeht wieder und wir passieren endlich Vuurtoreneiland und laufen über das Buiten-IJ immer näher auf Amsterdam zu.
Den Hafeneingang nach Amsterdam von Osten her markiert die Großanlage der
Oranje-Sluis. Da müßen wir durch.
Es geht fix, fast keine Wartezeit, wir laufen mit ein paar anderen Freizeitfahrern ein und schleusen auf den
Amsterdamer Pegel.
Hinter der Schleuse beginnt direkt der Amsterdamrhijn-Kanaal und damit das kurze Stück zurück für uns in den neuen Heimathafen. Alles etwas weniger ländlich-romantisch als die Ankünfte auf dem Spiegelplas, aber mit dem Vorteil der jederzeitigen und nahen Erreichbarkeit.