Mexikofahrt nach Amsterdam - 23./24. Juli ´18

Die Fahrsaison 2018 steht stark unter dem Eindruck von Amsterdam. Die große Stadt ist gut in Reichweite von Nederhorst und lockt an. Am Tag vor der Überführung nach dem Winterschlaf wurde in Amsterdam im Oosterdockhaven auf der Sailing Home übernachtet (klick), zum Koningsdag war ELAN zur Übernachtung in der Marina Amsterdam (klick) und Ende Juni wurde auf dem Weg hoch nach Monickendam im Sixhaven übernachtet (klick). Die erneute Tour hat einen besonderen Anlaß: Freund Ullo hat Besuch aus Mexiko. Und der möchte gern mal, nach Bochum und Berlin, auch Amsterdam kennenlernen.


Zunächst nach Nederhorst, kleiner Einkauf bei Albert Heijn, dann gegen 11.00 auf das Boot, schnell zur Schleuse. Wir fahren gleich "oben offen", es ist sehr warm, steigert sich im Laufe des Tages dann zu sehr heiß. Eigentlich schön, aber der Sonnenschirm läßt sich während der Fahrt nicht ausreichend fixieren, da muß ich noch an der Halterung arbeiten. Wenigstens der Fahrtwind kühlt etwas.


Wir fahren hoch bis Weesp, die Drei-Brücken-Tour durch den Ort über die Smal Weesp, dann auf die Weesper Trekvaart. Nicht die schnellste Art nach Amsterdam zu fahren (das wäre der Amsterdam-Rijnkanaal auf dem Foto unten), aber dafür der sicherste und ruhigste Weg in die große Stadt.


Erster Stop mit Imbiss dann kurz vor Diemen, schöne Stelle zwischen Gras und Mühle, Enstspannung stellt sich ein, gute Stimmung, es läuft...


Klassische Einfahrt über die Amstel, alles strebt bei der Hitze zum und ins Wasser, Amsterdam zeigt seine besonderen Qualitäten. Durchzogen von Wasser, die Grachten sind wie Adern, nur ist Wasser drin statt Blut, heute genauso lebensspendend, überall schwimmende Jugend.




Rechts ab auf die Nieuwe Herengracht, das ist fast schon Routine. Nach drei Kilometern und ein paar Brücken passiert man das Oosterdok mit den alten Marineanlagen (z. T. noch aus Zeiten der VOC) und dem modernen NEMO, dann raus auf das belebte IJ. In Höhe Centraal Station der Wechsel auf die andere Seite, wie immer Vorsicht auf den Verkehr hier, vor allem auf die Frachter und die schnell laufenden Pendelfähren. Ziel ist diesmal wieder die Marina in Noord. Das sind nochmal 20 Minuten in Richtung Westen.



Orientierung geben die großen roten Buchstaben auf dem Dach vom Botel, die sieht man schon von weitem. Da ist für die Freunde aus Mexiko ein Zimmer gebucht.


ELAN bleibt für eine Nacht in der Marina Amsterdam, großes Wiedersehen nach drei Monaten. Ich lege wieder am Außensteiger an, gleiche Stelle wie im April. Man liegt recht frei, hat großartige Blicke zu allen Seiten. Auf der Landseite die Reste der alten NDSM Werft, die extravaganten Umbauten, zum Wasser hin die Hafenanlagen und Schiffe aller Art auf dem IJ. Hier muß jeder durch, der vom IJsselmer zur Noordzee möchte und umgekehrt. Es schwimmt immer was, Tag und Nacht. Apropos Schwimmen: Nach Ausbooten der Passagiere und der Anmeldung beim Hafenmeister sofort im großen Hafenbecken ins Wasser, äußerst willkommene Erfrischung.




Der Abend gehört dann der Stadt, wir fahren mit der Pendelfähre 15 Minuten rüber zur Centraal Station, wie immer buntes Treiben allerorten. 


Sightseeing op de wallen, alles sehr voll, wir erobern aber einen freien Tisch am Nieuwmarkt, Poco Loco heißt der Laden. Die beiden Mexikaner fühlen sich gleich wohl, die Kellnerinnen sprechen alle spanisch - und scheinbar auch sonst noch so Einiges, auch mit den Italienern am Nachbartisch wird in Landessprache geredet. Ich bleibe bei meinen paar Brocken Niederländisch, was normalerweise ausreicht, um an Essen und Trinken zu kommen.
Deutlich vor Mitternacht geht es zurück nach Noord, der Tag war lang, die Hitze fordert ihren Tribut, es ist immer noch weit über 20 Grad. Das Dach von ELAN bleibt auf, ich mache es mir in der Achterkajüte gemütlich, Matrose Ullo bettet sich vorn, schöne ruhige Nacht, sanftes Schaukeln im Hafen.


Am nächsten Vormittag ist das Motto "kein Stress". Die Bootsgäste machen sich vom Botel selbstständig auf in die Stadt, ich bleibe bis zum Mittag in der Marina: Baden, Boote kucken, ein kurzer Gang durchs das Kreativquartier (mehr dazu hier).



Gegen 13.00 dann Aufbruch, Treffpunkt für die Rückfahrt ist das Oosterdock am Nemo. Wir queren wieder das IJ und biegen kurz hinter Centraal Station rechts ab. 


Irre Sache: ELAN vor Canaletto-Blick im Oosterdock! Immer noch unwirklich, daß ich mit nem Bootje hier rumschippere. Im 17. Jahrhundert, im Golden Eeuw, war das der Kernpunkt der niederländischen Infrastruktur und Logistik für die riesige Flotte der Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC). Die Steiger dort sind heute eigentlich den Hotelschiffen vorbehalten, die sind aber z. Zt. fast alle auf Tour, kurzes Anlegen wird hier toleriert.


Im Hintergrund das ehemalige Magazin der Admiralität, jetzt Scheepvaartmuseum, dazwischen der Nachbau der Amsterdam.


Der Rücktörn war eigentlich geplant über Oranjesluis, IJmeer und Muiden. Das geht aber ein paar Kilometer über offenes Wasser. Und es ist recht windig, zudem extrem heiß. Ich mache mir also Gedanken über ein wackeliges Boot, Motorüberhitzung und die im IJmeer/Markermeer ja immer drohende Beeinträchtigung des Antriebs durch Waterplanten. Und entscheide mich darum wieder für die Weesper Trekvaart als Heimatroute. Es ist schon relativ spät, also Rolling Home auf der Binnenstrecke. Doch da geraten wir in eine Falle!
In Diemen sind auf der Trekvaart kurz hintereinander zwei niedrige Brücken zu nehmen. Normal ist das kein Problem, die öffnen rasch und synchron, also schnelle Passage. Die erste Brücke öffnet auch direkt, nach 200 Metern an der Zweiten tut sich aber nix. Es ist kurz nach 16.00, da haben die beiden Brücken bis 18.00 Hebepause. Das geschieht aus Rücksicht auf den Berufsverkehr in diesem belebten Vorort von Amsterdam. Wir sitzen in der Falle, machen aber das Beste draus: Nochmal Schwimmen, die Reste an Speis und Trank vernichten.


Um 18.00 dann endlich weiter. Auf der Weesper Trekvaart, früher eine wichtige Verbindung für den Transport von Handelswaren von und nach Amsterdam, verkehrt immer noch Berufsschifffahrt.



Am Amsterdam-Rhijnkanaal verzichte ich aus Zeitgründen auf die Ortsdurchfahrt durch Weesp, ELAN tuckert mit etwas forciertem Tempo den Kanal bis Nigtevecht, da dann endlich auf die Vecht zur Heimatschleuse.


Wir laufen spät auf den Spiegelplas, warmes Heimkehrerlicht.


Um 20.00 sind wir im Jachthaven, entladen, Boot klar machen, dann noch gut zwei Stunden nach Bochum - in Summe ein langer und heißer Tag. Immer nach dem Motto: Altijd vaarklaar!






Solotour 13./14. Juli ´18

Mitte Juli, ein richtiger Sommer -  warmer Wind, blausatter Himmel. Eigentlich müßte man jetzt mal eine ganze Woche über die Flüsse, Kanäle und Seen drüben im Königreich schippern. Leider wenig Zeit. Um so besser, daß an einem Freitag vormittag ein Fotojob in Emmerich liegt. Von da geht es um 13.00 an die Vecht zum Bootje. Ich habe die Drohne mit und mache im Jachthaven Spiegelzicht ein paar Aufnahmen. ELAN liegt unten an ihrem festen Liegeplatz, der Blick geht gegen Westen auf die Landzunge mit den Mietbungalows, dem Havenkantoor und dem neuen Restaurant.


Interessanter Blick auf ELAN, beide Verdecke sind geöffnet, volle Cabriovariante. Man erkennt schön die Proportionen und damit auch das nach wie vor geniale Konzept der Albin 25 mit den getrennten Bereichen Vorderkajüte mit Sonnendeck, Steuerstand, Sitzbereich und Achterkajüte. Außerdem kann sich das Design auch nach über 40 Jahren noch sehen lassen.



Am Nachmittag dann kurze Ausfahrt auf den Spiegelplas.


Ich suche mir einen Badeplatz vor den Inseln, und, eine Premiere, ich werfe mal den Anker aus. Der war beim Boot dabei und ist ein modernes Teil aus Alu, wirkt unbenutzt. Im Sandboden im Uferbereich packt der prima, ELAN legt sich seitlich in den Wind und hält die Position.



Das Schwimmen hier im See ist herrlich. Es ist kein flacher Tümpel, sondern mit bis zu 40 Metern Tiefe ein richtig wasservoller klarer See. Um das Boot am Ufer ist es aber flach, man kann stehen. Ideal, um mit dem Bootsbesen mal den Rumpf zu schrubben.


Im Silberlicht zurück in den Hafen, ich übernachte an Bord. 


Dick Bergman, der Chef hier im Hafen, hat lange einen Pächter für einen Horecabedrijf gesucht, seit dieser Saison gibt es Het Boothyus in Sichtweite vom Liegeplatz. Der Laden brummt.



Alles hat den neuen holländischen Bistro-Style, kleine Karte, völlig o.k. Schöner Gin&Tonic mit Blick auf Bootje.


Ruhige Nacht an Bord, sternklarer Himmel, ich lasse das hintere Verdeck auf.


Am Samstag morgen zunächst ein paar kleine Lakierarbeiten innen, vorne an der Decksklappe  vor allem. Dann aber doch mal raus aufs Wasser, ich möchte auf die Vecht. Also zur Schleuse, der Befehlshaber in dieser Saison (oben links auf der Schleusenmauer) dirigiert gelassen, hält Pläuschchen mit den Bootsbesatzungen. Erscheint im lockeren Sommerlook. Und kennt ELAN schon und spricht mich auf Deutsch an - alles kein Vergleich zu dem Choleriker vom letzten Jahr (klick).


Auf der schönen Vecht dann nördlich in Richtung Weesp, Sommertreiben auf dem Fluss und bei den Hausbooten am Ufer. Und eine Begegnung: Eine Waterland 700 überholt. Sowas hatte ich mir auf der Suche nach einem Boot auch mal angesehen. Das war im Ferbruar 2016 in Friesland, beim Watersportbedrijf De Lits in Eastermar. Ein niederländischer Klassiker aus den frühen 80er Jahren, laufen mit Benzinmotoren sehr ruhig. Innen ist die 700er allerdings knapp geschnitten, dafür hinten komplett zu öffnen. Man sitzt dann sehr frei, ein Sommerboot.


In Weesp ist richtig was los auf dem Wasser. Der Turm der Laurentiuskerk ist eingerüstet, da war die Spitze bei einem Feuer vor zwei Jahren weggebrannt.


Irre, was hier so alles schwimmt, vom kleinen Paddelboot bis zur 20-Meter Luxusjacht. Und jede Menge dazwischen, so wie dieser superelegante Traum in Holz.





Viel Klassik ist unterwegs, das gibt es hier auf den Waterwegen im Groene Hart immer wieder zu sehen. Es ist eine wohlhabende Ecke, im Speckgürtel der Randstad hat die Pleziervaart, also einfach nur zum Vergnügen rumschippern, eine lange Tradition. Zwar liegen, wie überall in den Niederlanden, jede Menge vor sich hingammelnde Altbootjes in den Jachthäfen, aber vieles kreuzt noch in Topkondition auf dem Wasser.


Kurz bis Muiden hoch, da aber vor der Zeesluis gedreht und zurück nach Weesp. Eigentlich war geplant, wie schon vor zwei Wochen (klick), noch eine Nacht im Hafen des WSV de Vecht dranzuhängen. Doch trotz des Traumwetters kürze ich ab.


Ich bin zwei Stunden vor Schleusenöffnung am Wachtplaats, da ist es schon voll, fünf Boote vor mir. Nochmal ein Bad in der Vecht, ist ja noch Zeit. Aber statt um 17.30 geht es mit der ersten Nachmittagschleusung schon kurz nach fünf los. Ich komme als letztes Boot rein, sehr eng, zudem noch links festmachen, aber im dritten Jahr läuft sowas zum Glück auch solo ohne größere Hektik ab.


Wie schon oft, Heimkehrerlicht auf dem Spiegelplas und Tourende. Allerdings nur für kurz, für Juli ist noch eine feine Ausfahrt mit Übernachtung nach Amsterdam geplant...