Langes Wochenende in Vinkeveen - alles Bon

Es ist der 26. Juli, wir schleusen kurz vor 11.00 vom Spiegelplas auf die Vecht. Der freundlich-gesellige Schleusenchef ist hinten im Gespräch zu sehen, er sollte uns auf der Tour noch ein zweites Mal an ganz anderer Stelle begegnen.

Wir schippern nach der Schleuse südlich auf dem Fluß, das gab es schon länger nicht. Zuletzt war das im September ´21 auf dem Weg zum Chalet auf einer der Landzungen auf den Vinkeveener Plassen. Dahin wollen wir auch jetzt, allerdings ist unser Ziel für zwei Nächte der Jachthaven Bon. Wir passieren die schönen Dörfer Vreeland und Loenen.


Auf der Strecke immer wieder Blicke auf die edlen Landsitze aus dem 17. Jh. In diesen Buitenplaatsen hatte sich das reiche Amsterdamer Bürgertum im Goldenen Zeitalter an der Vecht feudal niedergelassen. Einige sind umgebaut zu Hotels und Firmensitzen, die meisten aber immer noch im Privatbesitz zur Eigennutzung. Bis heute sind das sehr gepflegte Anwesen mit Parks und altem Baumbestand. In der Regel steht auch ein schönes Boot an der Kade.


Aber auch die vielen Hausboote sind wunderbar hier, mit viel Liebe und Kreativität angelegt.


In Nieuwersluis biegen wir ab auf die Nieuwe Wetering, das ist ein schmaler Stichkanal der uns bis zum Amsterdam-Rijnkanaal führt. Den queren wir vorsichtig und schippern auf der anderen Seite weiter bis zur Angstel.


Der kleine Fluß verläuft parallel zur A2. Die stark frequentierte Strecke zwischen Utrecht und Amsterdam hat nach dem Ausbau vor einigen Jahren satte 10 Fahrspuren. Die Angstel ist von der Autobahn nicht zu sehen, eine solche Idylle direkt nebenan vermutet man hier wohl auch nicht.


Nach der Demmeriske Sluis beginnen die Vinkeveense Plassen. Das ist ein großes Gewässer, beliebt als Freizeit- und Wassersportrevier. In den vergangenen Jahren ist ELAN hier öfter gefahren. Hier hatten wir schon Häuser am Wasser gemietet, mit Bootssteg (hier und hier). 


Wir queren den See und erreichen ganz am Nordende den Jachthafen Bon. Das ist ein richtig eingewachsener Hafen mit vielen Stammplätzen, Camping dazu, vielen Steigern und Brücken, alles familiengeführt. Hier war ELAN schon dreimal.


Ein Blick von oben auf Bon, aufgenommen bei einem Aufenthalt im Juli ´20. Die Anlage liegt ruhig mitten im Polderland, am Horizont zu sehen die Silhouette von Amsterdam.



Warum steuern wir für zwei Nächte Bon an? Nun, Freunde wollen für eine Nacht mit ihrem Camper kommen. Und auf Bon gibt es die Möglichkeit auch ein großes Fahrzeug zu stellen.


Abendstimmung bei Bon, wir grillen am Camper. Der Freitag klingt friedlich aus.



Am Samstag drehen wir eine Runde mit dem Boot. Es bietet sich hier eine schöne Tagesstrecke um den Polder Rondehoep an, ein Rundkurs über sehr reizvolle kleine Gewässer. Nach der Proostdijer Sluis direkt am Hafen geht es auf die Winkel. Das kleine schmale Gewässer mit schilfbewachsenem Ufer dient bis heute der Entwässerung des einige Meter tiefer liegenden Polderlandes ringsum.


Im Verlauf gibt es kleine handbediente Brücken.


Es ist noch eine Regenfront angekündigt, danach soll es trocken bleiben. Darum fahren wir auf dem Rundkurs gegen den Uhrzeigersinn und halten erstmal auf Ouderkerk an de Amstel zu. Das ist in einer Stunde zu erreichen und da gibt es eine gute Möglichkeit das Boot festzumachen und abzuwettern. Doch vorher passieren wir die zwei Brücken in Oudekerk. Und Überraschung: Da ist auch unser Schleusenmann zuständig. Während der langen Mittagschließzeit der Heimatschleuse übernimmt er offenbar Brückendienst hier in Oudekerk. Die Kerkbrug direkt im Ort wird sogar per Hand gekurbelt. Geht alles superfix, und das ist auch gut so. Der Himmel wird dunkelgrau, Regen kündigt sich an.


In Ouderkerk gibt es einen Supermarkt direkt am Fluß, nebenan ist ein kleines Hafenbecken. Da finden wir Platz, machen fest und nutzen das für die Auffrischung des Bordproviants. Vorher warten wir den Regen ab im Café de Vrije Handel.


Von Oudekerk geht es auf der Amstel in Richtung Süden weiter. Das Wetter wird richtig schön, die Sonne bricht durch, es wird warm. Schon bald erreichen wir Nes aan de Amstel, mit seiner weithin sichtbaren Landmarke, dem gewaltigen Turm der Sint-Urbanuskerk. Kurz dahinter gibt es einen Abzweig, wieder auf einen kleinen Fluß, die Oude Waver. Eine Spezialität auf dieser Strecke sind drei bewegliche Brücken, die von Hand selbstbedient werden müssen. Am Horizont schon wieder die große Stadt mit urbaner Silhouette, vordergründig aber tiefstes rurales Holland - anregender Kontrast, der zum Träumen einlädt.



Es ist ein Genuß hier zu schippern, über uns Hollandse Luchten vom Feinsten.


Nach ein paar Kilometern treffen wir wieder auf die Winkel und erreichen Bon um kurz vor fünf. Dinner heute im Hafenrestaurant, das Wetter hält und wir können im Freien sitzen.


Am Sonntag wird es stürmisch, zwar trocken, aber doch mit einer gewaltigen Brise von Westen her. Um 10.15 brechen wir auf. 


Auf dem See ist das Wasser richtig rau, darum nehmen wir auf dem nördlichen Teil der Vinkeveener Plassen quasi eine "Binnenstrecke" und fahren geschützt zwischen Ufer und einigen schmalen Inselchen bis zur Brücke an der Baambrugse Zuwe, die den See in Nord- und Südhälfte teilt.


Dahinter dann allerdings wird es heftig. Bis zum Südende sind es zwar nur 1,6 Km, aber ich fahre etwas im Zickzack um die Welle nicht nur von der Seite kommen zu lassen.


Schaumkronen über dem See, im Hintergrund Vinkeveen.


Der Rest ist Routine, über die Angstel und die Nieuwe WeTering wieder auf die Vecht, das geht sehr schnell, alles Brücken öffnen nach nur kurzer Wartezeit. Durch die alte Holzbrücke in Vreeland paßt ELAN auch ohne Öffnung knapp durch.


So, und jetzt ein Problem. Schon beim Arbeitsbesuch vor ein paar Tagen fiel mir eine größere Menge Wasser in der Wanne unter dem Motor auf, eine ziemliche Brühe mit Öl vermischt. Das hatte ich abgeschöpft und trotzdem diese Weekendfahrt riskiert. Aber ich will das natürlich überprüfen lassen. Darum machen wir an der Vechtkade in Nederhorst fest, ich bringe das Auto zur Jachtwerf nach Weesp und fahre mit dem Fiido D11 zurück zum Boot und wir tuckern danach nördlich die Vecht rauf bis Weesp.


Ende der Tour, das Boot lief ohne Probleme. Trotzdem gibt es einen Defekt am Motor. Wir stellen ELAN an der Werft ab. Ich mache nochmal eine Sichtprüfung - wieder steht Wasser in der Wanne. 


Am Sonntag ist hier niemand, ich befestige einen Zettel am Kantoor mit einer kurzen Beschreibung. Das Boot ist hier hoffentlich auch nach dem Betreiberwechsel für Reparaturen in guten Händen.



Kurzer Arbeitsbesuch im Juli

Nur für ein paar Stunden nach Nederhorst zum Boot. Es liegt da jetzt seit der letzten Tour seit vier Wochen unbenutzt. Es hat viel geregnet in der Zeit, da muß man schonmal nachschauen.


Ich erledige nur ein paar Kleinigkeiten, und werfe einmal die Maschine an. Der kleine Yanmar startet sofort, läuft auch gut. Aber nach einer Sichtprüfung gibt es offenbar ein Problem. Unter dem Motor in der Wanne steht ziemlich viel Wasser, vermischt mit Öl oder Diesel. Ich schöpfe das ab, der 5 Liter Eimer füllt sich mit einer dunklen Brühe. Trotzdem will ich die Fahrt am nächsten Wochenende nicht absagen. Direkt danach kommt das Boot nach Weesp in die Werft.