Erste Tour´23 im Mai


Die erste Tour mit ELAN in dieser Saison! Nach vielen Arbeitsbesuchen (klick) endlich wieder schippern für ein langes Wochenende. Das Motto ist: Drei Nächte, drei Häfen. Und da ist sogar viel Neues dabei, selbst in der siebten Fahrsaison findet man von Nederhorst aus immer noch unendecktes Wasser. Doch zunächst auf der Vecht in Richtung Norden, gegen 11.00 schon die vertraute Kulisse von Weesp voraus.


Auf der Smal Weesp eine kurze Pause, hinter der Roskambrug kann man gut festmachen. Es wird eingekauft, denn von hier sind es nur ein paar Schritte bis zum Albert Heijn.


An der Querung zum Amsterdam-Rhijnkanaal dann wieder eine Entscheidung: Eigentlich ist geplant, den Kanal nur zu queren und auf der anderen Seite in die Weesper Trekvaart einzufahren. Das ist die solideste und sicherste Verbindung nach Amsterdam. Doch ich entscheide mich spontan für die Kanalroute. Das ist die direkte und schnellste Strecke in die Stadt. Immer schön nah an der rechten Kante und vorsichtig, denn es gibt hier vor allem ein Phänomen, das für kleine Boote zum Problem werden kann. Der Kanal ist ja eine stark befahrene Wasserautobahn für (Binnen)frachter. Die geben hier richtig Gas und machen Heckwelle auf breiter Spur. Diese Welle trifft auf das Kanalufer, was auf auf dem Stück zwischen Weesp und Amsterdam in weiten Teilen mit senkrecht stehenden Spundwänden befestigt ist. Da trifft die Welle hart auf und prellt zurück. Das führt in Ufernähe zu sehr unruhigem Wasser, ELAN schaukelt mehrfach heftig. 



Auch Flußkreuzfahrer nutzen den Kanal als Nord-Süd Verbindung.


Nach gut einer Stunden grüßen die Leeuwen van Zeeburg. Die vier liegenden Löwen sind nach historischen Vorbildern erst im Jahr 2015 hier aufgestellt worden und bewachen seitdem die Grenze zwischen Kanal und Hafen.


Kurz danach biegen wir links ab auf die Nieuwevaart, weiter bis zum Oosterdok und raus auf das IJ. Wie immer dichter Verkehr, Frachter, Fähren, Rundfahrtboote fordern Aufmerksamkeit. Wir passieren Sixhaven und Centraal Station, denn ein Aufenthalt in Amsterdam steht nicht auf dem Zettel. Stattdessen reihen wir uns ein in die Konvoifahrt der Freizeitboote in Richtung Westen. Es sind vor allem Segler, unterwegs zur Seeschleuse in IJmuiden, um die Nordsee zu erreichen.


Wie immer beeindruckend sind die maritimen Bezirke zu beiden Seiten. Am Nordufer sind es vor allem Werftbetriebe. Große Neubauten wie in vergangenen Zeiten werden hier nicht mehr auf Kiel gelegt, man kümmert sich um Reparaturen und Revisionen.


Weiter westlich wird das IJ zum Nordseekanal. Der wurde 1876 in Betrieb genommen, ermöglichte großen Seeschiffen den Zugang und sicherte so die Stellung Amsterdams als Hafenstadt. Erst dadurch entstanden im Lauf der Folgejahre entlang des Kanals die großen neuen Hafenanlagen zwischen der Stadt und IJmuiden.


Vom Boot aus immer wieder Einblicke in die vier großen Hafenbecken, allesamt gelegen am Südufer.


Begegnung mit einem Seeschiff. Die schippern hier langsam, der Wasserlauf ist ca. 300 Meter breit, wir haben leichten Rückenwind. ELAN läuft sicher mit 9 Stundenkilometern immer weiter westwärts.


Wir sind hier schon dreimal gefahren, aber bisher immer nördlich auf die Zaan abgebogen. Jetzt fahren wir ein ganzes Stück weiter und biegen nach Süden ab auf den Zijkannal C. Da gibt es nach nur wenigen Metern am Westufer den Vereinshafen der Watersportvereniging IJmond. Da habe ich ELAN für einen Passantenplatz angemeldet.


Die Ankunft verläuft problemlos. Wir bekommen einen schönen Platz direkt an der Landseite des Hafens und können gegen 17.00 mit einem kleinen Cocktailempfang die gelungene Tagesetappe feiern.


Zudem ist heute Vatertag, das fordert auf zu intensivem Genuß und großer Entspannung.


Der Hafen liegt ruhig, das Ufer ist zu beiden Seiten bewaldet, einen Ort gibt es hier nicht. Allerdings liegen wir hier in direkter Einflugschneise zur Polderbaan in Schiphol. In dichter Frequenz wird von da heute in Nordrichtung gestartet.


Das Dinner nehmen wir ein in der Cafeteria Visser am Nordseekanal, danach dann Ruhe. ELAN liegt sicher vertäut für die Nacht.



Am Freitag ist der Hauptfahrtag. Um 10.00 verlassen wir den schönen Hafen und fahren südwärts nach Spaarndam. Da wartet die große Schleuse, bis zur Öffnung dauert es über 30 Minuten. Man wartet hier ab, bis eine Anzahl von Booten zusammen kommt. Von nun an heißt das Gewässer hier Spaarne, ein nur 10 km langer, kanalisierter Fluss. Das Besondere ist: Wir fahren hier auf der Spaarne direkt durch das Zentrum von Haarlem, das deshalb den Beinamen Spaarnestadt trägt. 


Schöne Kulisse für die Bootefahrer: Die historische Windmühle De Adriaan. Die hat eine wechselvolle Geschichte. Erbaut auf einem alten Stadtturm im Jahr 1778 war sie erst Tuffmühle, dann Tabakmühle und bis 1932 schließlich Getreidemühle. In dem Jahr brannte die Holzkonstruktion komplett ab. Erst 70 Jahre später, seit 2002 steht die Mühle nach langer Planungs- und Bauzeit wieder in voller Pracht als Wahrzeichen der Stadt am Ufer der Spaarne.


Es gibt natürlich einige Brücken hier, durch die meisten paßt ELAN mit ihrer geringen Höhe von 2,20 Meter durch. Das spart Zeit und sorgt für eine stressfreie Fahrt. Die Spaarne endet südlich der Stadt an der Ringvaart van de Haarlemmermeerpolder. Man grub diesen Kanal 1839 um das damalige Haarlemermeer herum, pumpte das Wasser aus dem großen See in den Kanal und legte so die Wasserfläche trocken. Eines der Wunderwerke der holländischen Landgewinnung. Den größten Raum auf dem Polder nimmt heute Schiphol ein, der riesige Flugplatz liegt im Durchschnitt vier Meter unter dem Meeresspiegel. Die Strecke geht weitgehend durch Wiesen und Felder, aber auch (alte) Industrieanlagen kommen in den Blick, wie hier die ehemalige Zuckerfabrik in Zwanenburg.


Kurz bevor die Ringvaart in das Nieuwe Meer übergeht eine herzliche Begegnung mit einem Schwesterboot.


Das Nieuwe Meer ist ein recht großer See am Südrand von Amsterdam. Es ist eine schöne Erholungszone, hier wird gesegelt, gesurft, geschwommen. Auch gibt es einige Jachthäfen. Zu einem wollen wir hin und queren das Wasser. Am Horizont türmt sich die Kulisse von Zuidas, dem neue Geschäfts- und Wohnviertel im Süden der Stadt.


Der Vereinshafen der Watersportvereniging De Koenen ist das Ziel. Wir bekommen einen schönen Platz am Passantensteiger direkt am Hafeneingang.


Obwohl das hier nah an der Stadt liegt und nördlich sich Autobahn und Eisenbahn bemerkbar machen ist das hier doch eine kleine Idylle am Wasser.






Am Samstag lassen wir uns Zeit, Abfahrt ist erst gegen 11.00. Zunächst wird wieder geschleust, denn wir müssen wieder auf das Amsterdamer IJ-Level kommen. Danach geht es immer am Westrand der City entlang auf der Kostverlorenvaart. Das sind wieder jede Menge Brücken, ELAN duckt sich unter allen drunterher. Nach einer halben Stunde passieren wir den alten Houthaven und erreichen so wieder das Hafenwasser von Amsterdam, das IJ.


Vorbei an Central Station biegen wir an Steuerbord ab und laufen wie schon so oft durch die Nieuwe Herengracht auf den großen Wasserlauf der Wasserstadt, die legendäre Amstel.



Der Rest ist Routine: Über die Weesper Trekvaart durch Diemen zurück nach Weesp an die Vecht.



Für die dritte Übernachtung laufen wir den Hafen der Watersportvereniging de Vecht an. Der liegt direkt ortsnah an der Vecht, hier war ELAN schon zweimal in den vergangenen Jahren für eine Passantennacht (klick). Wie immer legt man erst Meldsteiger an, dann bekommt man einen freien Platz zugewiesen.


Das ist hier und heute nicht ganz einfach. Ein kräftiger Wind weht inzwischen. Die Steiger liegen eng beieinander, Zudem gibt es keine Seitenstege an den Plätzen, man muß zwischen zwei Holzpöllern einparken. Das gelingt hier nur mühsam beim zweiten Versuch.


Weesp ist an der Vecht ein idealtypisch-idyllisches Städtchen, Holland pur. Wir nehmen Dinner in der Eeterij de Schalkse.



An Bord dann noch ein schöner Absacker aus Südafrika.


Am Sonntag verlassen wir Weesp um 10.30. Wir wollen schon vor der Mittagspause an der Schleuse zum Spiegelplas sein. Unter hellblauem Himmel und kräftiger Frühlingsbrise laufen wir ein in den Sommerhafen.