Ein langes Wochenende im August, ELAN verläßt am Freitag um kurz vor 11.00 den Heimathafen! Auf dem Programm steht eine kleine Nordrunde mit zwei Übernachtungen. Und beide Häfen, die wir ansteuern wollen, verbindet eine Gemeinsamkeit, doch dazu später. Die Devise: Wenige Kilometer, viel Genuß. Nach der Schleuse biegen wir rechts ab auf die Vecht.
Auf vertrauter Strecke nehmen wir in Weesp die Smal Weesp, den kleinen Durchlaß von der Vecht zum
. Unter der ersten von drei Zugbrücken passiert vor uns ein großer Belgier.
Die Trekvaart mündet in die Amstel. Hier ist es ohnehin immer wieder großartig: Ein edles Entree in die große Wasserstadt, großes Kino am Ufer und auf dem Wasser.
Wir wollen zügig im
Sixhaven sein, da ist es nämlich in dieser Saison schon immer sehr früh gut belegt. Wir passieren den Wellenbrecher und haben Glück: Es gibt noch einen freien Platz am A-Steiger.
Wie immer dokumentiert die Webcam auf dem Dach des Klubhauses unsere Einfahrt. Wir manövrieren rückwärts in die Box, das erleichtert das Ein - und Aussteigen.
Schon lange nicht mehr gesehen: Ein großer Kreuzfahrer läuft aus und schiebt sich auf dem IJ westwärts in Richtung Nordsee.
Ein Abstecher über das IJ in die Stadt, kurz durch den Trubel am Dam ins Bijenkorf.
Dann aber zügig zurück nach Noord. Wir wollen endlich mal auf einem der schönen Plätze am
Mandela Huisje sitzen, einem kleinen Gesamtkunstwerk direkt am IJ-Wasser gelegen, just gegenüber Centraal Station. Mandela Huisje, das ist einmal das markante Glashaus direkt an der Einfahrt zum Sixhaven, wo man für eine stattliche Summe an exponierter und in einzigartiger Weise übernachten kann. Dann gibt es da auch noch einen Sommergarten, sehr attraktiv mit viel Improvisiertem und Zusammengewüfeltem. Leider ist die Gastronomie an diesem Freitagabend auf Sparflamme und wird recht lustlos betrieben. Man schließt früh, Zeit für ein paar Drinks bleibt trotzdem.
Zurück am Boot, wie immer feine Kulisse hier im Hafen. Es ist richtig voll geworden, Spätankömmlinge liegen dicht an dicht in der Durchfahrt.
Samstag früh - herrliches Hafenkino bei sommerblauem Himmel. Für Boote, die früh raus wollen, muß in der Durchfahrt rangiert werden.
Wir verlassen Sixhaven um 11.30, tuckern auf das wellige IJ und nehmen Kurs in Richtung Osten. Am Beginn von Javaeiland biegen wir aber ab, durchfahren ab Kreuzfahrtterminal den IJhaven. Hier bei den Oostelijke Eilanden war früher der Kern des Amsterdamer Hafens, bevor alles nach dem Bau des Nordseekanals nach Westen verlagert wurde. An der Kreuzfahrtkade liegt heute die Celebrity Apex, ein 300 Meter Schiff aus 2020. Besonderheit ist die stark nach vorn geneigte Bugform, dieser sogenannte „Parabolic Ultrabow“ soll den Komfort bei stärkerem Wellengang erhöhen und Treibstoff sparen.
Hinter dem ehemaligen Erzhafen beginnt der Amsterdam Rhijnknaal, da halten wir Kurs backbord und sind schon nach ein paar Minuten an den Oranjesluizen. Die schließen das IJ zum IJmeer und Markermeer ab. Auch wenn nur ein geringer Pegelunterschied zu nehmen ist, ist dies eine gewaltige Anlage. Es gibt insgesamt 4 Kammern, wobei die ganz nördliche den Freizeitfahrern vorbehalten ist. Wir können direkt einfahren, hinter uns kommt noch einiges an Booten nach und die Schleuse füllt sich.
Hinter den Oranjesluizen öffnet sich dann alles. Man passiert die große Schellingwouder Brug, fährt über die A 10 hinweg, die hier in einem Tunnel unter dem Wasser läuft und hat kurz danach Gelegenheit, einen interessanten Kontrast zu beobachten.
Wärend an Steuerbord die modernen Gebäudefronten der neuen und stetig wachsenden Stadtteile Zeeburgerijland und IJburg liegen, reihen sich an Backbord kleinteilige und bunte Häuswer aus Holz. Das ist das schöne Durgerdam, ein altes Dorf auf dem Deich. Das war für uns viele Jahre immer der Abschluß auf dem Rückweg von Urlauben oben an der Nordsee in Egmond.
Wir halten auf
Pampus zu, allerdings nicht direkt. Dieses Gebiet hier ist berüchtigt für starken Befall mit Waterplanten. Diese Biester wachsen vom Grund her, die Schraube säbelt im flachen Wasser einige davon ab, die sich dann um die Welle wickeln und den ganzen Antrieb ausbremsen. ELAN ist da empfindlich. Es gibt eine Waterplanten App extra für dieses Gebiet, die sollte man sich runterladen. Und dann auf jeden Fall der Tip, das Flachwasser zu vermeiden und in der tiefen ausgebaggerten Fahrrinne zu bleiben. Die ist durch die Betonnung deutlich markiert, orientieren kann man sich auch an den Binnenfrachtern, die diese Strecke hier in Richtung Norden nehmen.
Wir umrunden also Pampus erst und nähern uns von Osten. Hier soll bei heißem Wetter mal wieder gebadet werden. Also wird der Anker geworfen, ELAN dreht sich in den Wind. Der Blick geht auf die historische Festungsinsel, einst ein wichtiger Baustein im Gesamtsystem der
Stelling van Amsterdam, heute gut besuchter Ausflugsort mit interessantem Museum und schöner Gastronomie.
Es ist kurz vor 15.00, Zeit, das Tagesziel für den Samstag anzusteuern. Und Überraschung: Es ist zum dritten Mal in dieser Saison der Hafen der
Koninklijke Nederlandse Zeil- en Roeivereniging, kurz KNZRV, in der alten Monumentenstadt Muiden. Ein Platz an der Längskade ist noch frei, ELAN liegt wieder in der "Königlichen" direkt gegenüber Kasteel Muiderslot
Die KNZRV wurde 1847 gegründet, ist damit die älteste Wassersportvereinigung der Niederlande. Von Anfang an war das ein Honoratiorenklub reicher Amsterdamer. Man hielt guten Kontakt zum Königshaus und machte die damaligen Prinzen zu Ehrenmitgliedern und Koning Willem II zum Schirmherren. Das wird bis heute so beibehalten, Regenten und Regentinnen des Hauses Oranien waren und sind hier in das Klubgeschehen involviert. Die
Piet Hein, die Jacht von Königin Juliana lag bis zum Verkauf in den Häfen des Klubs,
De Groene Draak, das Schiff von (Ex)königin Beatrix, liegt, wenn es nicht gerade renoviert wird, hier in Muiden. Der vorherige Stammhafen des Klubs war übrigens der Sixhaven, erst 1953 zog man hier nach Muiden um. Der schon vorhandene Hafen wurde ausgebaut und ein stattliches Klubgebouw errichtet. Seitdem ist der markante Platz hier direkt an der Vechtmündung die Heimstatt der Vereinigung.
Am Abend dann zum Diner an die Vechtkade, ein warmer Abend mit Blick auf den Fluß und die Groote Zeesluis.
Am Sonntag brechen wir früh auf, wie schon vor zwei Wochen wollen wir noch vor der Mittagsschließung um 12.00 wieder an der Schleuse zum Spiegelplas sein und das Boot in den Heimathafen bringen. Ein Höhepunkt ist in Muiden immer die Passage durch die
Groote Zeesluis. Das ist eine historische Anlage, über 200 Jahre alt. Früher ein wichtiger Übergang von der Zuiderzee ins Binnenland, für Handelsschiffe allerdings seit dem Bau des Amsterdamrhijn-Kanaals uninteressant. Heute schleusen hier Freizeitboote aller Art.
Direkt hinter den Schleusenkammern liegt die eiserne Drehbrücke. Diese raffinierte Konstruktion öffnet sich üblicherweis nach (oder vor) der Schleusung und gibt freie Fahrt für die Schifffahrt. ELAN passt hier aber knapp drunter durch, mit eingeklapptem Mast und ganz am Rand, wo die Brücke aufgrund ihrer trapezförmigen Konstruktion etwas höher ist. Danach ist die Strecke über Weesp bis zum Spiegelplas schnell gemacht. ELAN kommt wieder in ihre Box, wartet geduldig auf weitere Fahrten in diesem Jahr.