Weekender durch das "Grüne Herz" 13.-15. August ´21

Augustwochenende auf dem Boot! Drei Tage mit ELAN durch das "Groene Hart" schippern! Es ist kein freies Fahren, immer nur dem Wind und dem Wasser folgend, endlos in der Zeit. Denn die Route steht festgezurrt, und drei Tage sind nicht lang für weite Ausschweifungen. Wir fahren erstmal nordwärts auf der Vecht in Richtung Weesp.

Von da links ab auf die Smal Weesp und weiter auf die Weespertrekvaart. Die alte Handelsverbindung zwischen Vecht und Amstel ist Routine für ELAN, schon häufig gefahren auf dem Weg in die große Wasserstadt. Unterwegs ein schöner Imbiss an Bord, "genieten op het water".


Hier mal die komplette Route für die drei Tage, ein Rundkurs gegen den Uhrzeigersinn mit einem Schlenker nordwärts nach Amsterdam.


Die Trekvaart mündet in die Amstel, ein prächtiges Entrée mitten ins Zentrum von Amsterdam. Wir nehmen die Querung auf das IJ über die Nieuwe Herengracht, nach dem Oosterdok dann raus ins wellige Hafenwasser. Anlaufpunkt für die Nacht soll die Amsterdam Marina in Noord sein. Vorbei am Adam-Toren und Eye Museum grüßt die Kulisse des alten Werftgeländes. Hier ist alles in krassem Wandel, neue Wohntürme schießen wie Pilze aus dem Boden, das Viertel entwickelt sich im Zeitraffertempo.


Wir biegen ab am Wellenbrecher zur Marina, Fahnen flattern, wir sind (noch) guten Mutes.


Direkt am Fahrwasser gelegen, in Sichtweite der Doks am Nordufer und der großen Hafenanlagen am Südufer, verströmt das hier großen maritimen Reiz. Die gesamte Anlage ist neu, erst 2013 in Betrieb genommen. In der Marina war ELAN schon öfter, zum Koningsdag 2018, danach noch dreimal. Wir legen vorne an einem der Kopfsteiger an. Der lange Passantensteiger zum Ufer hin fehlt, wurde offenbar ersatzlos gestrichen.



Im Hafenbüro dann die Überraschung: Kein Platz mehr frei! In bürokratischer Manier überbringt der Hafenmeister die Hiobsbotschaft. Hier wird nach dem Computer entschieden. Wenn da alles auf Rot steht ist man nicht gewillt, tatsächlich die Lage im Hafen zu bewerten. Es sind nämlich noch einige Plätze frei, zudem kann man natürlich immer noch etwas dazu packen auf dem Wasser, gerade bei einem kleinen Boot und nur für eine Nacht. Aber hier wird nicht individuell zum Wohl und Wehe des Passanten-Skippers entschieden, "doppeltes Liegen" und improvisiertes Ausnutzen von Eckplätzen ist nicht vorgesehen. Sehr schade, denn die vorherigen Aufenthalte gefielen mir immer sehr gut. Aber es hilft alles nix, wir streichen die Segel und schippern wieder raus Richtung Stadt und steuern in bewährter Manier den Sixhaven an.

Und hier ein völlig anderes Bild. Hier wird solange gepackt, bis kaum noch Wasser zu sehen ist. Wie immer freundliche Aufnahme durch den Hafenmeister, der steht schon bereit und winkt uns zu. Vorne am A-Steiger ist alles voll, aber an den Bootsbuchten davor ist noch ein Plätzchen frei. Der heftige Wind heute führt zwar zu einem ungelenken Einparkmanöver, ELAN steht aber schließlich doch gut vertäut im Hafen der Watersport Vereniging Dock en Scheepsbouw WVDS. Hier herrscht noch der alte Dockarbeiterspirit, der Hafen wurde immerhin von Malochern der NDSM Werft gegründet und wird bis heute ehrenamtlich bewirtschaftet. 


Der Abend bleibt ruhig, wir setzen nicht über ins Zentrum, sondern kehren fürs Diner ein ins Cafe ONS. Eine urige Location, nur ein paar Meter vom Sixhaven entfernt.


Der Samstag: Ausgedehntes Ontbijt an Bord, gegen 11.00 verläßt ELAN dann den Sixhaven.




Wir schippern wieder durch die Stadt auf die Amstel zu. Der Fluß ist Legende. Direkt an der Mündung ins IJ bauten im 13. Jh. die ersten Siedler ihre Hütten und errichteten einen Dijk. Aus Amsteldijk wurde Amsterdam, aus einem unwirtlichen morastigen Feuchtgebiet wurde im 17. Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter, das Zentrum des europäischen Welthandels und Amsterdam damit zur reichsten Stadt des Kontinents. Nach Jahrzehnten unglaublichen Wohlstands und frustrierendem Niedergang präsentiert sich die Metropole heute als Stadt der Kontraste: Bunt und mit einer Prise Chaos, Laissez-faire und liberalem Multi-Kulti, aber auch immer noch entscheidend und sichtbar geprägt von kapitalistischer Dynamik der Kaufleute. 




Wir fahren südwärts auf dem Fluß mitten ins Groene Hart van Nederland. Die Amstel ist überraschend kurz, ist auch kein Fließgewässer mit einer regulären Quelle, sondern endet schon nach 31 Kilometern und geht über in andere Flüße, Kanäle und Wassergräben der südholländischen Polderwelt. Wir fahren unter sonnigem Himmel und frischer Brise und genießen entspannt das Uferkino.


In Ouderkerk gibt es einen Supermarkt direkt am Fluß, nebenan ist ein kleines Hafenbecken. Wir nutzen das für die Auffrischung des Bordproviants.



Ein paar Kilometer weiter biegen wir ab auf die Oude Waver. ELAN macht sich knapp, denn das ist ein wirklich kleines Gewässer, schmal und flach, auf beiden Seiten schilfbewachsen. Hier waren wir schon im letzten Jahr, da kamen wir von Süden die Amstel hoch, nach einer Übernachtung auf den Westeinder Plassen.


Eine Spezialität auf dieser Strecke sind drei bewegliche Brücken, die von Hand selbstbedient werden müssen. Am Horizont schon wieder die große Stadt mit urbaner Silhouette, vordergründig aber tiefstes rurales Holland - anregender Kontrast, der zum Träumen einlädt.


Nach der Oude Waver folgt die Waver, dann die Winkel, alles ebenso schmale Wasserläufe. Nach wenigen Kilometern dann die Proostdijersluis, die ermöglicht die Zufahrt auf die Vinkeveense Plassen. Direkt dahinter liegt der Jachthaven Bon. Hier waren wir im letzten Jahr, hier wollen wir wieder die Tagesetappe beschließen und Passantenquartier für eine Nacht nehmen.


Bon ist ein richtig eingewachsener Hafen mit vielen Stammplätzen, Camping dazu, viele Steiger und Brücken. Die Gebühr beträgt nur 10€ komplett für vier Personen, Landstrom inklusive. ELAN liegt gut eingeparkt. Der Samstag klingt aus unter einem hohen Himmel, Hollandse Luchten vom Feinsten.


Am Sonntag queren wir die Vinkeveense Plassen. Das ist ein großes Gewässer, beliebt als Freizeit- und Wassersportrevier. In den vergangenen Jahren ist ELAN hier öfter gefahren. Hier hatten wir schon Häuser am Wasser gemietet, mit Bootssteg (hier und hier). Es gibt einige Inseln auf dem See, an einer der vielen Anlegestellen liegen zwei Schwesterboote. Eine Albin 25 ist "flachgelegt", das Steuerhaus wurde entfernt.

Wir verlassen die Plassen durch die Demmerikse Sluis und treffen auf die Angstel, der kleine Fluß verläuft parallel zur A2. Die stark frequentierte Strecke zwischen Utrecht und Amsterdam hat nach dem Ausbau vor einigen Jahren satte 10 Fahrspuren. Der Fluß ist von der Autobahn nicht zu sehen, eine solche Idylle direkt nebenan vermutet man hier wohl auch nicht.


Bald danach kommt der Amsterdam-Rijnkanaal in Sicht, den queren wir vorsichtig. Direkt gegenüber gibt es eine schmale Durchfahrt zur Vecht, ein Nadelöhr, das nur für kleinere Boote befahrbar ist. Wir passen durch und treffen nach der Brücke in Nieuwersluis wieder auf die Vecht.


Der Heimatfluß, wie immer eine prächtige Kulisse! Wir passieren die feinen Dörfer Loenen und Vreeland, die Brücken öffnen fix. ELAN steht gegen 16.30 am Warteplatz zur Schleuse auf den Spiegelplas

Da ist noch Zeit für ein Flußbad. Wir sind hier schon öfter ins Wasser gestiegen und auch quer durch auf die andere Seite geschwommen. Leider kommt just zur Unzeit ein Kontrollboot vom Waternet vorbei. Die sehen das hier nicht gern, halten das für zu gefährlich. Immerhin ist heute auf der Vecht einiges an Booten unterwegs. Mit Blaulicht wird zurück eskortiert, großes Kino für alle Wartenden.


Schließlich wieder Einfahrt in den Heimathafen. Das Boot schipperte mal wieder zuverlässig durch schönes Wasser, die gefahrene Gesamtstrecke am Wochenende waren ca. 86 Kilometer. Altijd vaarklaar!