Letzte Fahrt in ´23 > Amsterdam

Es ist der 14. Oktober ´23, ELAN lliegt seit einer Woche nicht mehr im Sommerhafen, sondern wurde nach einem Trip nach Amsterdam am letzten Freitag schon bei der Jachtwerf Weesp abgestellt. Von da brechen wir für eine letzte Fahrt in diesem Jahr auf, wieder ein Kurztrip nach Amsterdam. Es zieht uns einfach immer wieder in die große Wasserstadt. Auf dem Werftgelände laufen schon die Arbeiten für Winterstalling, Boote werden aus dem Wasser genommen, saubergepült, etc. 


Von der Werft sind es nur ein paar Meter über die Vecht in die Stadt, die drei Brücken auf der Smal Weesp öffnen fix hintereinander...


...und wir fahren weiter. Anders als letzte Woche nehmen wir aber nicht die Kanalpassage, sondern tuckern auf der Weesper Trekvaart. Da steht ein feiner Apero bereit, Dr. Loosen aus Bernkastel-Kues begleitet mit schönem Süße-Säurespiel in moseltypischer Manier.


Auf halber Strecke liegt die Shalom, ein wichtiger Name in diesen Zeiten.


Zum Ende der Trekvaart, schon in Sichtweite des Rembrandttoren wurde in diesem Jahr eine neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer errichtet, die Solitudobrug. Eine interessante Konstruktion, aber als niedrige Brücke natürlich auch ein neues Hindernis mit Wartezeit auf der Trekvaart. Noch ist das hier nicht endgültig fertig, die Brücke steht permanent hoch.

Dann wieder einmal die klassische Durchfahrt über die Amstel in das historische Herz der Stadt, voraus die Magere Brug.


Die Passage durch die Nieuwe Herengracht und durch das Oosterdok ist Routine, schon sind wir auf dem welligen IJ und laufen in den Sixhaven.



Es ist deutlich Nachsasion, vom Trubel des Sommers ist nichts mehr zu spüren, viele Boxen sind frei. Wir machen fest am A-Steiger direkt an der Kade.

Nach einem kurzen Einkauf beim AH dann mit der Fähre rüber in die Stadt. Wir wollen mal wieder durch den Grachtengürtel bummeln. Das hatten wir bei den beiden letzten Aufenthalten nicht gemacht, da stand im August ein  Ausflug nach Noord auf das alten Werftgelände auf dem Programm (klick), bzw. letzte Woche ein Streifzug zum Oosterdok mit Einkehr zum Apero ins Hanneke Boom und zum Dinner ins Choux (klick).


Wunderschöne Stimmung in der Stadt, herbstliches Licht taucht die Grachten in feines Farbenspiel.


Erst kurz durch die Negen Straatjes, dann Einkehr zum Dinner in den Struisvogel in der Berenstraat.


Es ist noch früh, darum soll es noch ein Cocktail sein. Da gibt es in Amsterdam einige schöne Anlaufstellen. In diesem Jahr waren wir schon in Rosalias Menagerie, ein uriges Minilokal in der Art eines Speak Easy. Jetzt suchen wir eine klassische Hotelbar auf und genießen Cocktails in Vic´s Bar im Victoria Hotel direkt gegenüber Centraal Station.





Für den Sonntag sind die Wetteraussichten nicht gut, eine Störung zieht über Noordholland, immer wieder kommt es zu Regenschauern.


Wir brechen gegen 11.30 auf. Ein letztes Mal für dieses Jahr war das ein Besuch im legendären Sixhaven.


Wir nehmen die gleiche Strecke wie gestern, am Ende der Nieuwe Herengracht kurz vor der Amstel unterqueren wir die Walter Süskind Brug. Die ist benannt nach dem aus Lüdenscheid stammenden Kaufmann Walter Süskind, der während der Deutschen Besetzung als Mitglied des sogenannten Judenrats eine große Anzahl jüdischer Menschen, darunter viele Kinder, vor der Deportation und damit vor dem sicheren Tode bewahrte. 1944 wurde Süßkind selbst mit seiner Familie nach Ausschwitz verschleppt und dort umgebracht.


Auf der Trekvaart erwischt uns dann in Höhe der Diemenbrücken ein heftiger Regen, auch Hagel ist dabei. 


Doch es klart schnell wieder auf und so können wir die letzten Meter durch Weesp frische klare Herbstluft schnuppern auf unserem kleinen Bootje ELAN.


Das war die Saison ´23! Das achte Jahr mit dem Boot endet an der Vechtkade bei der Jachtwerf Weesp. Wir mach "klar Schiff" und nehmen schonmal Kissen und Decken mit. Von hier aus wird ELAN in einigen Tagen an Land gehoben werden und "op de kant" gesetzt. Eine letzte Fahrt wird dann nötig, um die Batterien, Matratzen und Sitzkissen zu holen und eine große Plane zu befestigen.



Genußtour nach Amsterdam 5./6.10.´23

Nach der Herbstreise nach Südtirol und in den Schwarzwald geht es nach einem Tag in Bochum direkt wieder los: Wir starten am Donnerstag früh nach Nederhorst zum Bootje. Der Yanmar startet nach 3 1/2 Wochen klaglos und schon sind wir fix in durch die Schleuse und auf der Vecht.

Auf dem Fluß begleitet uns ein schöner Nahe-Riesling von Dönnhoff.
 

Nach der Passage durch Weesp wieder die Entscheidung über die weitere Strecke - und wieder nehme ich spontan die Kanalroute nach Amsterdam. Es weht kaum Wind und das Wasser ist (zunächst) ruhig. Auf der Wasserautobahn ist aber doch wie immer tüchtig Verkehr. Durch die Frachter und Kreuzfahrtschiffe entsteht natürlich Heckwelle, die hier durch die harten Kanalwände zurückschlägt. Dadurch schaukelt sich das Wasser heftig auf. Die kleine E'LAN wackelt, zieht aber durch.


Im alten Hafengebiet dann vorbei am Kreuzfahrtterminal, an der Kade liegt die Norwegian Getaway



Immer wieder ein feiner Moment: Einfahrt in den Sixhaven.


Es ist noch ein Platz vorne am A-Steiger frei, sanft laufen wir in die Box. Das Wetter ist angenehm, ein herbstlicher Sonne-Wolken-Mix.


Fest im Programm: Cocktailempfang mit Borrelflag.


In der Stadt dann ein kurzer Bummel zum Oosterdok. Da gibt direkt an der Durchfahrt zum IJ das Hannkes Boom, da wollte ich immer schonmal hin. Wir genießen als Apero einen frischen Gin Tonic.


Hauptakt ist heute das Dinner, ein Tisch ist reserviert im Choux direkt vorne an der De Ruyterkade.


Es gibt hier verfeinerte Küche in modern-urbanem Ambiente. Das 5-Gang Menü kostet 71€, wir erweitern noch um einen Käsegang.

Die Gänge sind raffiniert, schön herausgearbeitete Aromen, viele vegetarische Komponenten.



Der Freitag im Sixhaven, viel ist nicht mehr los. Für trubeligen Hafenkinogenuß sind die Sommermonate lohnender.


Wir haben keinen Streß, wir tuckern schön langsam zurück über die Amstel und die Weesper Trekvaart. Das Boot soll nämlich schon in Weesp bei der Jachtwerft bleiben.



Ankunft im Winterlager. Ich bitte den Chef, noch nicht mit dem großen Kran an Land zu heben. Denn es soll hier und jetzt noch nicht das Ende der Saison sein, für das übernächste Wochenende ist noch eine letzte Tour für ´23 geplant.






Boot und Rad - Zwei Tage im September ´23

Die Saison ´23, war es das schon? Wie immer geht alles zu schnell vorbei, die Zeit rast dahin. Am 11. September fahre ich solo für zwei Tage zum Boot. Und es wird ein ähnlich intensives Erlebnis wie schon bei einem Trip im letzten Jahr (klick).


Es ist warm, der wie sich herausstellen sollte letzte heiße Tag des Sommers. Ich fahre mit ELAN auf den Spiegelplas und tuckere etwas hinter den Inseln herum. Da liegen Boote am Ufer, es wird gebadet, eine sinnlich-sonnige Stimmung hier im Groene Hart van Nederland.


Ich mache ganz in der Nähe vom Hafen an einem der kleinen Inselchen fest. Da war ich letzte Woche schon im Wasser und habe Waterplanten von der Welle entfernt.


Das Schwimmen hier im See ist ganz wunderbar. Das Wasser ist klar und tief, hat eine ideale Temperatur zwischen frisch un der Wärme des Sommers. Der Bootsimbiss ist einfach, eine Frikandelrolle und ein Grauburgunder von der Nahe.


Und jetzt kommt´s, hier geht es jetzt nicht weiter mit dem Bootje, sondern mit dem E-Renner. Wie schon im letztzen Jahr mache ich eine ausgedehnte Tour von Nederhorst aus in die weitere Umgebung.


Hier die Übersicht: Gegen den Uhrzeigersinn über Nigtevecht über den Amsterdamrhijn-Kanaal, durch das Polderland über Abcoude bis Ouderkerk, dann die Amstel hoch bis Amsterdam, von da entlang des Kanals und der Vecht zurück nach Nederhorst.

Die kleine Fähre in Nigtevecht bringt mich und das Fiets über die Vecht.


Hier fuhr ELAN schon öfter: Die "Wasserautobahn" Amsterdamrhijn-Kanaal.


Auch bekannt vom Schippern: Der kleine Hafen in Oudekerk a.d. Amstel direkt am Supermarkt, waren wir vor ein paar Wochen (klick).


Rast an der Amstel, es zieht eine dunkle Front auf, trotzdem intensive Stimmung, großer Genuß...


...mit einem Cocktailempfang und einem Broodje Haring.


Nach ein paar Kilometern wechselt die Kulisse abrupt vom stillen Land zum Flair der großen Wasserstadt.


Noch nie vom Boot gesehen, vom Fiets geht das: Der Eingang zum Rembrandttoren, architektonisch dem Empire State Building nachempfunden und mit 150 Metern Höhe immer noch das höchste Gebäude der Stadt.


Der warme Abend an der Amstelkade, urban, entspannt, Amsterdam pur.


Auch das Prachtbau des Amstelhotels sieht man mit dem Boot natürlich immer nur von der Wasserseite, auf der Landseite steht direkt vor dem Eingang der "Jonge Rembrandt".


Statt drunterher mal obendrauf: Der treue E-Renner auf der Magere Brug.


Ich biege, wie sonst auch mit dem Boot, ab auf die Nieuwe Herengracht in Richtung Oosterdok. Da war früher das große jüdische Viertel von Amsterdam. Hier wird an verschiednen Stellen an die Verfolgung und Deportation der jüdischen Stadtbevölkerung durch die Deutschen während der Besatzung erinnert. Neu ist ein Monument im Andenken an Schüler und Lehrer der JC Ammanschool, einer Schule für taube Kinder, mit der Inschrift "De Wereld bleef doof" (die Welt blieb taub).


Kurz dahinter an der Plantage Parklaan ein kurzer Blick auf das Hotel Parklane, wo ich vor vielen Jahren mal eine denkwürdige Nacht verbracht habe.


Ich wollte eigentlich längst abdrehen und zurück. Aber was wäre ein Trip nach Amsterdam ohne einen Blick auf das IJ? Hinter Centraal Station öffnet sich die Stadt und gibt Raum auf maritime Weite.


Noord, da wo die Türme wachsen, knapp rechts davon der vertraute Sixhaven.


Schon spät, es dämmert bereits, darum der direkte Rückweg an der westlichen Kanalkade entlang



Auch hier, wo man es nicht vermutet, schon nach ein paar Metern hinter dem Trubel der großen Stadt rurale Idylle.


Durch Weesp geht es auch noch, kurzer Blick auf die Lange Vechtbrug. Von da sind es nur noch knapp 15 Minuten bis zum Heimathafen.


Auf ELAN dann nur noch Ruhe, ein Roter und die Munkey Diaries von Jane Birkin.


Am Dienstag ist es naß, in der Nacht hat es geregnet. Ich schlafe ganz lang an Bord. Um 9.30 aber doch endlich aus der Koje und nochmal aufs Rad. diesmal eine Südrunde bis Loenen. Ein Höhepunkt da ist ein Kopje Koffie an der legendären Mijndense Sluis. Durch diese Bogenschleuse sind wir schon ein paarmal gefahren, auf dem Weg auf die Loosdrechter Plassen. Zum letzten mal 2020, als wir für zwei Tage das schöne weiße Häusken direkt am Wasser gemietet hatten (klick). Und natürlich in ewiger Erinnerung bleibt die allererste längere Fahrt mit ELAN im Jahr 2016, auch da wurde nicht an Bord übernachtet, sondern im damaligen Princess Hotel mit eigenem Anleger (klick).


Zurück in Nederhorst mache ich "klar Schiff", hinterlasse ELAN so sauber und gut es geht. Für den Rest des Septembers ist eine Reise nach Südtirol gesetzt. Danach soll es nochmal zum Boot gehen, für eine oder auch zwei letzte Fahrten in diesem Jahr.