Jetzt aber! Die erste Fahrt mit ELAN in diesem Jahr war erst am 12. Mai (und das war "nur" die Überführung von Weesp nach Nederhorst), dafür kommen jetzt die Touren quasi im Wochenrythmus. Dabei ist aber eines ganz klar: Wir machen keine längeren Urlaubstörns mit dem Boot, Fahrten sind ausschließlich an kurzen oder langen Wochenenden im Programm. Das schränkt den Radius natürlich ein. Gerade in der siebten Fahrsaison wird das für Tourplanungen schwierig, denn in den vergangenen Jahren seit 2016 wurde quasi alles im erreichbaren Umkreis um den Heimathafen schon "gemacht". Zum Glück ist das hier eine ganz feine Ecke der Niederlande, und Wiederholungen sind mehr als willkomen. Trotzdem überlegt der Skipper an eine paar Stellschrauben zu drehen, um für etwas Abwechslung zu sorgen und neue Gefilde mit ELAN zu entdecken.
Aber soweit ist es noch nicht, erstmal fahren wir am 6. August wieder nach Nederhorst zum Boot. Am letzten Sonntag hatten wir es hier nach einer großen Runde durch Nordholland (klick) hier abgestellt. Wir sind nur zu zweit für eine Nacht, d.h. nur kleines "Besteck" wird beladen, das geht fix. Um kurz vor 12.00 schleusen wir bei herrlichem Augustwetter auf die Vecht in Richtung Weesp.
Was ist der Plan? Wir machen nur eine kurze und ruhige Fahrt bis zur Vechtmündung in Muiden und übernachten wieder in der "Königlichen", wie schon vor gut zwei Wochen, da allerdings in anderer Besetzung (klick). Eine "saftigere" Tour an diesem Wochenende wäre Amsterdam gewesen. Da ist heute Pride Day mit der großen Canal Parade, ein Riesenevent. Allerdings wäre da Superhektik das Thema gewesen, und ein Blick auf die Webcam vom Sixhaven bekräftigt im Nachhinein den Entschluß. Der Hafen ist schon zum Mittag knackevoll.
Dann lieber auf der idyllischen Vecht tuckern bis zur Mündung, das ist nur etwas über eine Stunde Fahrt. Immer wieder eindrucksvoll, wenn im Sommer richtig was los ist auf diesem feinen Fluß. Gewaltige Hollandse Luchten mit dicken Wattewolken gibt es gratis dazu.
Die Lange Vechtbrug in Weesp, die Konstruktion entspricht weitgehend der Magere Brug über die Amstel in Amsterdam.
Muiden, die alte Monumenten- und Festungsstadt. Der Fluß verengt sich, große Plattbodenschiffe liegen im Doppelpack an der Kade. Hier muß man vorsichtig manövrieren. Hinten ist schon die Groote Zeesluis zu sehen. Da staut sich der Wasserverkehr in der Sasion, es gibt nur für wenige Boote einen Warteplatz. Die Schleusungen gehen aber hier sehr schnell, der Höhenunterschied ist nur gering. Zudem sind heute beide Schleusenkammern simultan im Einsatz.
Kurz hinter der Schleuse wird es noch enger, die Verkaufsjachten von Lengers Jachts ragen weit in die Fahrrinne. Gerade passiert auch noch das Fährboot "Stern", das den Passagierverkehr zur Festungsinsel Pampus sicherstellt.
Direkt dahinter an Backbord, gegenüber Kasteel Muidersloot, das große Gelände der Koninklijke Nederlandse Zeil- en Roeivereniging, kurz KNZRV. Da hatten wir Mitte Juli schon für eine Nacht einen angenehmen Aufenthalt (klick). Darum machen wir hier wieder am Meldesteiger fest, um uns für eine Nacht in diesem feinen Hafen anzumelden. ELAN liegt gut vertäut an der Landseite des Hafens, herrliches Sommerwetter, viel Ruhe.
Ein schöner Anlegewein gesellt sich dazu, der Lugana steht frisch und saftig im Glas.
Ein Bummel durch Muiden, Gelegenheit sich das Schleusenkino mal in Ruhe von Land aus anzusehen. Das ist hier eine historische Anlage, über 200 Jahre alt. Früher ein wichtiger Übergang von der Zuiderzee ins Binnenland, für Handelsschiffe allerdings seit dem Bau des Amsterdamrhijn-Kanaals uninteressant. Heute schleusen hier Freizeitboote aller Art.
Für eine Besichtigung von Kasteel Muiderslot ist es schon etwas spät, darum nur ein kurzer Rundgang über die alten Wälle an der Ostseite der Stadt. Große Festungsbauten aus dem 19. Jh. stehen hier noch, zum Teil von Gras überdeckt. Fort Muizenfort war ein wichtiger Bestandteil der Holländischen Wasserlinie und der Stelling van Amsterdam.
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Wir verlassen den Hafen gegen 10.00, nochmal haben wir das Vergnügen mit der Groote Zeesluis, diesmal wieder vom Wasser aus.
Wieder zurück im Hafen, vor dem Diner ist Zeit, nochmal das sanfte Treiben im Hafen zu genießen.
Erst um 19.00 machen wir uns auf in die kleine Kneipen-und Restaurantmeile, die liegt direkt an der Groote Zeesluis. Gerade schwenkt die Eisenbrücke wieder zurück, eine beeindruckende Drehkonstruktion. Bei der hohen Schleusenfrequenz in der Hauptsaion unterbricht die regelmäßig den Verkehrsfluß im alten Ortskern. Fußgänger, Radfahrer und Autos stauen sich dann zu beiden Seiten.
Es gibt hier mehrere Einkehroptionen, im Juli waren wir im Restaurant De Doelen (klick). Heute entscheiden wir uns aber für ein einfacheres Diner im Ome Koo, eine urige Traditionskneipe. Hier haben wir schon oft gesessen, allerdings nie Abends. Ein schöner Tisch direkt an der Schleuse wird gerade frei, wir bestellen ausgiebig.
Ich setze meinen Saté-Test vom letzten Wochenende fort und treffe auf eine ungewöhnliche, aber auch sehr schmackhafte Variante. Statt Huhn gibt es zartes Rind am Spieß, dazu Ei und grüne Bohnen.
Blaue Stunde über Muiden, die Schleuse ist geschlossen. Wir kehren zurück auf ELAN für eine ruhige Nacht.
Ein Blick in die Heckkajüte vom Boot. Die ist nicht groß, bietet aber gemütliche Aufnahme für erholsamen Schlaf.
Morgenstimmung in der "Königlichen". Schon früh ist es sehr warm, wir haben keine Eile und bereiten ein feines Ontbijt an Bord.
Im Klubhaus hängen beeindruckende Ahnentafeln der KNZRV. Der Verein wurde 1847 gegründet, ist damit die älteste Wassersportvereinigung der Niederlande. Von Anfang an war das ein Honoratiorenklub reicher Amsterdamer. Man hielt guten Kontakt zum Königshaus und machte die damaligen Prinzen zu Ehrenmitgliedern und Koning Willem II zum Schirmherren. Das wird bis heute so beibehalten, Regenten und Regentinnen des Hauses Oranien waren und sind hier in das Klubgeschehen involviert. Man ist auch stolz hier auf die sportlichen Leistungen der Mitglieder, im Laufe der Geschichte waren zig Teilnehmer von Olympiaden und Hochseeregatten wie Admirals Cup und Volvo Ocean Race dabei.
Die Piet Hein, die Jacht von Königin Juliana lag bis zum Verkauf in den Häfen des Klubs. Hier ein Bild aus den 50er Jahren: eine Wasserparade zu Ehren der Jacht, Piet Hein läuft entlang der Mole nach Muiden ein.
Piet Hein hier im Hafen, vor gleicher Kulisse wie ELAN heute.
Auch De Groene Draak, das Schiff von (Ex)königin Beatrix, liegt, wenn es nicht gerade renoviert wird, hier in Muiden. Zu Beginn war der Stammhafen des Klubs am Westerdok in Amsterdam. 1919 zog man dann um in den Sixhaven und blieb dort bis zum 2. Weltkrieg. Die deutschen Besatzer verfügten Fahrverbote für das IJ, der Sixhaven wurde geschlossen. Die KNZRV mußte das "Koninklijke" aus ihrem Namen streichen und bezog ein Ersatzquartier an den Westeinder Plassen. Schließlich wurde dann 1953 hier in Muiden ein schon vorhandener Hafen ausgebaut und ein stattliches Klubgebouw errichtet. Seitdem ist der markante Platz hier direkt an der Vechtmündung die Heimstatt der Vereinigung.
Wir verlassen den Hafen gegen 10.00, nochmal haben wir das Vergnügen mit der Groote Zeesluis, diesmal wieder vom Wasser aus.
Die Fahrt zurück über Weesp geht fix, ELAN passt durch alle Brücken, ist nicht auf Öffnungen angewiesen. Noch etwas Flußkino genießen und schon sind wir um 11.30 an der Zanderijsluis. Wir wollen vor der langen Tagespause, die die Schleuse hier bis 17.20 macht, zurück auf den Heimatsee schleusen.
