Überführung ELAN > 11. Mai ´21


Wie jedes Jahr: Die Überführung von ELAN aus dem Winterlager in Weesp zum Sommerhafen in Nederhorst markiert den Beginn der Fahrsaison. Und dieser Vorgang darf mit allem Recht und Stolz nach nunmehr 5 Jahren auf holländischem Wasser als Ritual bezeichnet werden.
Aber die Euphorie ist gebremst, durch die Umstände leider eingetrübt! Erstmal Corona: Immer noch führen die dadurch bedingten Maßnahmen zu Einschränkungen im freien Verkehr, vor allem bei mehrtägigem Aufenthalt. Ist da jedoch absehbar Besserung zu erwarten, läuft ein anderer Minuspunkt voll ins tiefe Dunkle: Die Jachtwerf Weesp schließt! Der Inhaber Bart hat seine Pacht gekündigt, ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht, die ganze Werft ist im Zustand der Stilllegung. Nur noch ein paar Boote sitzen "op de kant", darunter Fahrzeuge, die seit Jahren kein Wasser mehr unterm Kiel hatten und komplett eingemottet sind. An einigen Schiffen greifen die Eigner an, pinseln das Unterwasserschiff quasi "last minute". Unfaßbar, daß das alles hier in ein paar Tagen Geschichte sein soll. Mir wird fehlen: Ein vertrauensvoller Anlaufpunkt für Winterlagerung, Wartung und Reparatur. Die Lage an der Vecht ist hervorragend, ein endgültiges Aus für einen Bootsbetrieb hier an diesem Standort wäre Wahnsinn.


Wir sind um kurz nach 10.00 vor Ort, ohne große Umschweife entern wir ELAN. Motoröl, Kraftstofffilter und der Impeller wurden erneuert. Den Rumpf haben wir vor zwei Wochen geputzt, obenrum ist aber viel Schmutz drauf. Trotzdem steht ELAN in Summe gut da, springt nach ein paar Umdrehungen auch willig an und läuft rund. Wir tuckern die Vecht durch Weesp flußaufwärts.


Das Wetter ist trüb, warme Feuchte liegt in der Luft. Die Flußidylle ist getaucht in sanftes Pastell. Auf dem Wasser ist absolut nix los, nur in den Hausbooten ist Leben. Auch der Holländer macht Homeoffice...


Wir sind das einzige Boot an der Schleuse! Festmachen ist nicht nötig, denn unsere Ankunft wird sofort bemerkt, die Ampel springt fix auf rot/grün. In der Schleuse dann eine angenehme Begegnung. Der Schleusenwärter ist ein älterer Herr, superfreundlich und spricht fast akzentfrei Deutsch. Bisher haben die Chefs hier jedes Jahr gewechselt. Waren immer sehr unterschiedliche Charaktere, die den Ablauf in der Schleuse auf eigene Art prägten. Vom strengen Regiment in Uniform mit lauter Ansage bis zu Lässigkeit mit ruhiger Hand im Unterhemd war alles dabei.


Einfahrt in den Heimathafen, eigentlich wieder viel zu spät im Jahr. Seit fast einem Monat ist hier der Liegeplatz schon bezahlt. Bei 800€ für 6 Monate sind das immerhin 133€ in den Wind geschrieben. ELAN setzen wir wieder in dieselbe Box wie im Vorjahr, vertraute Stelle.


Dann noch ein Lichtblick: Eine zweite Albin 25 liegt am Steg gegenüber. Die kommt laut Recherche von einem Händler aus Friesland. War ELAN etwa eine Trendsetzerin hier im Hafen und jemand hat sich auch eine geholt? Mal sehen, vielleicht trifft man den Skipper hier bei Gelegenheit an...


Zurück nach Weesp geht es zu Fuß, das ist eine gute Stunde an der Vecht entlang. Mal wieder holländische (Land)luft schnuppern. Die Kulisse von Weesp liegt ruhig da, die berühmten Terrasjes sind geöffnet. Wir lassen das aus. Stattdessen zurück zum Auto, zur Jachtwerf. Da ein paar letzte Worte mit Bart, er will mich informieren, sobald er weiß ob/wann es mit dem Betrieb hier weitergeht. Aber der Reihe nach: ELAN ist überführt, die Basis für Pleziervaart in diesem Jahr ist gefestigt. Getreu dem Motto "Altijd vaarklaar!"