Elan Winterklaar 23.12.21

ELAN steht seit einigen Wochen wieder "op de Kant" in der Jachtwerf Weesp. Sehr spät im Jahr, einen Tag vor Heiligabend, kommen wir vorbei, um endlich Matratzen und Akkus zu holen und die große Plane zu montieren.


Dicht an dicht stehen große Pötte und kleine Sloeps auf dem Gelände, wir müssen ELAN richtig suchen in dem Labyrinth von Booten. Der Unterwasserrumpf ist gereingt, Motor und WC sind mit Antivries konserviert. Auch unter neuer Leitung arbeitet der Betrieb also in gewohnter Weise zuverlässig weiter.


Es gibt aber ein Problem: Auf allen Decksflächen liegt ein richtiger Eispanzer. Zwar ist es knapp über null Grad und es taut leicht, trotzdem kann bei einem so komplett naßen Schiff nicht die Plane drauf. Das ganze Wasser darunter würde nicht so ohne weiteres verschwinden. 



Das Stoffverdeck ist ziemlich durchnäßt, auch von unten. Zwar nicht wirklich undicht, aber es bilden sich doch einige Tropen unterhalb. Da muß im nächsten Jahr zu Beginn unbedingt ordentlich imprägniert werden. Akkus und Matratzen kommen raus. Um den Innenraum zu schützen, ziehe ich eine Innenplane ein.


Für die Außenplane muß ein weiterer Besuch bei trockenem Wetter möglichst schnell im Januar folgen.


Holland hat Lockdown! Eine schöne Einkehr in Muiden ist darum nicht möglich. Wir versorgen uns beim Albert Heijn im Maxis-Zentrum in Muiden mit einem Imbiss: Haringsbroodje und Oliebollen.


Fahrt über die Vechtbrug in Muiden, Winterlicht über dem Fluß. Direkt dabei ist das Ome Koo, immer ein Ort feiner holländischer Gezelligkeit, heute geschlossen und verwaist.



Wir halten bei Muiderberg, da hat man einen schönen blick auf das IJmeer. Im Hintergrund liegt Almere. Da ist ELAN in diesem Jahr schon getuckert, auf dem Weg nach Naarden auf einer schönen Wochenendtour im August.



Überführung und Pampus - 17.10.21

Die letzte Fahrt mit Elan - eine Tagestour nach Pampus beschließt die Fahrsaison 2021. In Bewegung war das Boot in diesem Jahr (nur) in fünf Monaten, die Überführung vom Winterlager in den Sommerhafen erfolgte erst am 11. Mai. Eine komplette Bilanz der Saison kommt hier noch, vorab sei aber gesagt: Es war ein durchaus schönes Elan-Jahr mit einigen Highlights.


Zum Ende hin also die Überführung nach Weesp, kombiniert mit einem Abstecher nach Pampus. Die Vecht in Richtung Norden ist frei, kaum Verkehr an diesem herbstlichen Sonntag.


Weesp präsentiert sich in herbstlicher Farbstellung, bei leichter Brise und heiterem Himmel. Wir passieren die Lange Vechtbrug.


Kurz vor Muiden liegt links in Höhe des Aquädukts über die A1 ein kleiner Zweimaster mit leichter Schlagseite festgemacht an der Kade. Interessantes Boot, nicht im besten Zustand, spürbar benutzt - wem mag das wohl als Wasserheim dienen?


Muiden, die alte Monumentenstadt an der Vechtmündung, ein kleiner Ort mit großer Geschichte. Wie immer prächtige Kulisse am Ufer und auf dem Wasser. Hier verengt sich der Fluß, das Nadelöhr ist die Grote Zeesluis, ein Rijksmonument aus dem 17. Jahrhundert.

Dahinter noch ein kurzes Stück bis zu Vechtmündung, an Backbord ragen die teuren Boote von Lengers-Yachts ins Fahrwasser, auf Steuerbord grüßt das Kasteel Muidersloot aus dem 14. Jh. die heutigen Wasserfahrer.


Zwei lange Molen markieren die Öffnung zum IJmeer, dem südlichsten Teil der ehemaligen Zuiderzee. Das ist hier ein beliebtes Wassersportrevier. Und ein Verteilkreuz: Links ab nach Westen geht es in Richtung Amsterdam und Nordsee, rechts durch die Randmeere in Richtung Friesland. Und geradeaus dem endlosen Wasserhorizont entgegen ins Marker - und IJsselmeer. Da liegen die traditionsreichen Orte wie Medemblik, Volendam, Hoorn, Enkhuizen etc. Und wenn man möchte fährt man weiter bis rauf in die Waddenzee und zur westfriesischen Inselkette. Wir begnügen uns aber heute mit einem kurzen Ritt nach Pampus, die kleine Insel liegt nur drei Kilometer voraus.


Eine Badeplattform mit Kinderutsche wird eingeholt, Saisonende pur.

Wir erreichen Pampus, hier war ELAN schon öfter. Entweder auf der Reede vor Anker oder auch schon ein paarmal festgemacht in dem kleinen Hafen der Insel. Übernachten ist hier verboten, aber für einen Tagesbesuch darf man mit eigenem Boot festmachen.


ELAN liegt wie ein Miniboot vor einem großen Zweimaster, es ist die Sanne-Sophia. Das Schiff ist beheimatet in Weesp und wird im Charterdienst für Tagesfahrten eingesetzt.




Pampus - die berühmte, künstlich aufgeschüttete Festungsinsel wurde 1895 als Teil der Stelling van Amsterdam in Betrieb genommen. Man begegnet den Bauten dieses historischen Verteidigungsrings an vielen Stellen im Großraum um Amsterdam. Pampus ist das Paradestück, quasi ein fest installiertes Schlachtschiff am östlichen Hafeneingang von Amsterdam. Heute kann man das alles besichtigen, unterhalten werden die Einrichtungen durch eine gemeinnützige Stiftung. Die kleine Insel fasziniert immer wieder, hat besonderes Flair. Es ist einerseits ruhig und entrückt mit weiten Blicken auf den Horizont, andererseits ist aber immer was los. Das Fährboot aus Muiden bringt Besucher für das Bunkermuseum und das Restaurant. 

Wir umrunden das kleine Eiland, im Vordergrund die massiven Festungsanlagen, am Horizont weite Blicke über das Wasser, als Silhouette erscheinen scharfgezeichnet Amsterdam im Westen und Almere im Osten.


Zurück auf dem Boot. Der Wind hat zugenommmen, ideales Segelwetter. Es hat sich dadurch aber auch eine deutliche Welle aufgebaut. Der kurze Schlag zurück nach Muiden ist für eine Albin 25 aber natürlich kein Problem, die Boote wurden ja für die schwedische Schärenküste entwickelt und halten einiges aus. 




In Muiden dann eine Idee: Am Meldesteiger vom Jachthaven Stichting Muiden direkt zu Füßen vom Kasteel Muiderslot gibt es eine Wassertankstelle. Auf ELAN ist ja die Tankuhr defekt, ich bin mir dadurch unsicher über den aktuellen Füllstand. Zu Beginn der Saison war das Boot voll, ich habe immer wieder mal was nachgeschüttet. Vor dem Einmotten des Bootes soll aber der Tank immer randvoll sein, soadaß sich kein Kondeswasser im Tanksystem bilden kann. Also machen wir fest, die freundliche Hafenmeisterin reicht mit die Zapfpistole und ich fülle ein. Schon nach gut fünf Litern ist Schluß. Die Zapfpistole hat keine Überlaufsicherung und ein kräftiger Schluck Diesel schwappt über, leider auch etwas ins Wasser. Große Peinlichkleit, ich entschuldige mit wortreich. Die Aktion zeigt aber, daß ELAN doch sehr wenig Sprit verbraucht, grob geschätzt habe ich mit der Aktion hier ca. 35 Liter Diesel eingefüllt in der Saison.


Letzte Schleusung, wir sind das einzige Boot in der Zeesluis. Die alte Drehrücke öffnet sich und gibt den Weg frei auf die Vecht.


Nach 30 Minuten wieder in Weesp, an Steuerbord liegen hier die Bootsbetriebe. Wir stellen ELAN ab an einem freien Stegplatz bei der Jachtwerf Weesp. Da gab es ja einen Betreiberwechsel, mein langjähriger und immer zuverlässiger Kontakt mit Bart ist dadurch zu Ende, ein neuer Chef hat hier das Sagen. Vor vier Wochen haben ich mich schon vorgestellt und den Vertrag für die Winterstalling unterschrieben. Einige Boote liegen schon "op de kant", das Gelände wurde aufgeräumt, vor allem das rötliche Granulat auf dem Boden wurde beseitigt. Einiges soll hier geändert werden. Mehr dazu beim nächsten Besuch. Sobald ELAN auf dem Trockenen ist wird alles Winterklaar gemacht, die Akkus müssen raus, alle Matratzen auch und die Plane kommt drauf. 



Vinkeveense Plassen - September ´21

Hollandurlaub im September, 10 Tage in Egmond aan Zee. Das sind vor allem die Dünen, der Strand und die weite Zee. Und auch eine kleine Tour mit dem Elektroboot über die Spaarne in Haarlem war dabei (klick). Aber ELAN kommt auch vor. Nach der Küste sind nochmal 4 Tage mit und auf dem Boot geplant. Zunächst fahren wir aber nach Weesp. Da gibt es nämlich eine große Veränderung: Bart hat den Betrieb der Werft  aufgegeben! Großes Bedauern, denn die Jachtwerf Weesp ist seit 2016 immer ein zuverlässiger und vertrauensvoller Ort für das Winterlager gewesen. Ich hatte mich schon vor Wochen verabschiedet und nach dem weiteren Schicksal der Werft gefragt. Das sei ungewiß hieß es, ein neuer Pächter sei noch nicht gefunden. Dann vor ein paar Tagen eine Mail aus Weesp: Ein neuer Betreiber ist da und bietet den Altkunden bevorzugt Lagerung an, zu den alten Konditionen. Auf dem Gelände große Aktion, Bagger tragen die obere Bodenschicht ab. Im rötlichen Schotter steckt sicher über viele Jahre abgeschliffenes Antifouling. Der neue Chef ist da. Im Büro stelle ich mich vor, kurzes Gespräch, ich fülle den Vertrag für die Winterlagerung aus. Alles angenehm, die alte Herzlichkeit wie mit Bart fehlt allerdings.


Danach kurz am Boot vorbei, nur zum Schauen. Bewegt wird es heute noch nicht, denn wir beziehen heute erstmal ein schönes Holzhäusken auf einer Insel in den Vinkeveener Plassen. Das ist nicht neu, die Plassen haben wir mehrfach passiert. Auch ein Chalet haben wir schon zweimal hier gemietet (hier und hier).

Die Vinkeveense Plassen - ein faszinierendes Stückchen Niederlande. Es handelt sich im Grunde um einen großen See. Das Besondere sind die schmalen Landzungen auf der Westseite, die das Gesamtbild hier charakteristisch formen. Ursprünglich war die Gegend alles flaches Land. Im 17. Jh. begann man mit dem Abbau von Torf, der wurde streifenweise weggebaggert. In den Zwischenräumen, den legakkers, lagerte man den Torf zum Trocknen. Auch der darunterliegende Sand wurde gewonnen, die Vertiefungen füllten sich mit Wasser, übrig blieben die schmalen Reste Land. Klar, daß später dann diese reizvolle Mischung als Freizeit- und Wassersportrevier beliebt wurde und auf und an den Inselchen jede Menge Hütten und Wohnboote errichtet wurden. Es ist ein richtiges Labyrinth, wie eine Mischung aus Venedig und Kleingartenanlage mutet es an.


Der erste Tag also noch "ohne", aber dann: Am Freitag fahren wir mit dem Auto nach Nederhorst zum Boot, schleusen auf die Vecht und tuckern südwärts. Altbekanntes Terrain, immer wieder ein Genuß! Wir passieren Vreeland und erreichen Loenen zügig.


Kurzer Aufenthalt in Loenen an der Vechtkade für einen schnellen Einkauf im Jumbo in der Dorfmitte. Gegenüber eines der edlen Landsitze aus dem 17. Jh. Das reiche Amsterdamer Bürgertum hatte sich hier im Goldenen Zeitalter feudal niedergelassen.


Ein frischer Weißer begleitet uns. Und der kommt tatsächlich vom Wijngaard Noordholland und wächst auf den sandigen Böden auf einem Acker nördlich von Alkmaar. 


Etwas weiter südlich in Nieuwersluis geht es durch einen schmalen Stichkanal, die Nieuwe Wetering,  zum Amsterdam-Rhijnkanaal. Der wird nur gequert, schräg gegenüber gibt es einen Durchlaß in Richtung Angstel.


Ein kurzes Stück auf der Angstel, das ist ein kleiner Fluß, nur 10 Kilometer lang. Parallel verläuft hier die A2, vielbefahrenen Verkehrsachse zwischen Utrecht und Amsterdam.


Flußidylle neben der Autobahn, die schöne Angstel vermuten die meisten hier wohl nicht bei schneller Vorbeifahrt.


Es folgt noch eine Schleuse, dann endlich Ankunft auf den Vinkeveener Plassen. Es ist schon später Nachmittag, Silberlicht auf dem See.


Blick von oben und schön zu sehen: Reizvolles Spiel von Land und Wasser. Elan liegt sicher vertäut am Haus. Feine Stimmung in weichem Licht.




Es dämmert, vis-à-vis vom Bootje lodert der Grill, letzte freie und warme Abende genießen ist heute Plezier und Pflicht.


Zum Haus gehören Kanus und auch Fahrräder, alles ist inkludiert. Auch die Innenausstattung des Hauses ist Top.



Der Samstag - wir drehen eine Tuckerrunde durch die ländliche Polderwelt. Zunächst wieder raus aus den Kanälen auf den See.

Am Jachhafen Bon (hier haben wir schon mehrfach Nachtquartier genommen) schleusen wir auf die Winkel.


Es gibt hier ein System von kleinen Flüssen, schmale Wasserläufe, die für ELAN gerade noch so befahrbar sind. Nach der Winkel sind auf der Oude Waver ein paar Brücken zu passieren, einige davon in Selbstbedienung. Hier sind wir in dieser Saison schon gefahren, allerdings in Gegenrichtung.


Reizvoller Kontrast: Satte Weiden, am Horizont zeigt sich Amsterdam. Gut sichtbar ganz links ist der Rembrandttoren an der Amstel.


Auch wir treffen auf die Amstel etwas nördlich von Uithoorn. In Ouderkerk machen wir Rast, wie schon öfter im kleinen Hafen direkt am Supermarkt Plus.


In Ouderkerk zweigen wir ab von der Amstel. Denn hier gelangt man über die Bullewijk wieder in Richtung Vinkeveen. Schmale kurvige Wasserläufe mit schilfbesetzem Ufer, darüber Hollandse Luchten, eine warme spätsommerliche Brise - alles ist vereint für genußreiches Tuckern!


Einige kleine Brücken werden schnell geöffnet. Hier sind noch richtige Brückenwärter aktiv, die den ganzen Tag in Sichtweite der Brücke ausharren und auf Knopfdruck öffnen.

Zurück am Haus. Das Setting ist ideal und lädt zum Träumen ein: So ein Haus mit Anleger direkt am Wasser wäre wunderbar als Ergänzung zum Boot. Leider sind die Preise für Chalets und Grundstücke in den letzten Jahre hier explodiert.


Am Sonntag Rückfahrt wieder in Richtung Vecht, auf der gleichen Strecke wie auf der Hinfahrt. An einem sonnigen Sonntag ist da abwechslungsreiches Augenkino auf und am Fluß garantiert.


An der Brücke in Nieuwersluis an der Einmündung zur Vecht gibt es eine längere Wartezeit. Nach der Mittagspause wird erst der Bootsverkehr auf dem Fluß entzerrt.


Alles ist heute auf dem Wasser, das letzte Sommerwochenende der Saison animiert zum Skippern. 






ELAN erreicht die Schleuse in Nederhorst weit vor der abendlichen Öffnung. Wir nutzen die Wartezeit, um das Auto aus Vinkeveen zu holen. Zum Glück sind wir bei dieser Tour doppelt motorisiert, denn ein Wagen steht hier am Heimathafen. Schließlich wieder auf dem Spiegelplas. War das die letzte Fahrt mit dem Boot in dieser Saison? Es hängt ab vom Wetter, eventuell wird aus der fälligen Überführung nach Weesp im Oktober nochmal eine kleine Eskapade nach Amsterdam.