Überführung 2019

April 2019 - Start in die vierte Vaarseizoen mit ELAN! Seit drei Jahren schippert das Boot jetzt unter meiner Führung durch holländisches Wasser. Viel Geld und Liebe wurde investiert, aber es kam ja auch so viel Vaarplezier zurück.


Ich fahre am Tag vor Karfreitag solo zur Jachtwerf Weesp. Hier haben wir das Boot vor drei Jahren im März 2016 zum ersten Mal besichtigt (klick) und eine Woche später gekauft.
ELAN liegt noch "op de kant". Zunächst kommt die Plane ab, große Enthüllung.


Der Rumpf hat unten im Wasserpaßbereich einige gelbe Flecken, die sollen weg. Werftchef Bart gibt mir den Rest von einem Bio-Cleaner namens Fresh Marine. Auftupfen, kurz einwirken lassen - der Gilb verschwindet. Parallel setze ich mein Zeug ein, Anti-Gilb von Yachticon. Das ist gelartig, läßt sich dadurch leichter auftragen. Ist aber durch den Wirkstoff Oxalsäure ziemlich giftig, wirkt aber auch hervorragend. Der Rumpf blitzt in der Sonne. Im nächsten Schritt soll ein neuer Zierstreifen drauf, der alte ist an einigen Stellen brüchig. Zwar läßt der sich gut abziehen, darunter liegt aber noch ein blaues Band, vermutlich der Originalstreifen. Der ist ziemlich ausgeblichen, klebt jedoch bombenfest. Mein Neuer ist etwas breiter, darum kommt der einfach drüber, fällt nicht weiter auf.

 

Gerade als der Streifen sitzt, mehr oder weniger gerade, kommen die Werfleute mit dem Trecker, ELAN soll ins Wasser.



Während der Winterstalling in der Jachtwerf sitzen die Boote auf Stahlgestellen, zum Transport hebt ein Hydraulikheber das komplett an, mit dem Trecker werden die Einheiten auf dem Gelände transportiert. Große Meisterschaft beim Rangieren haben die Jungs hier, zwischen den Booten ist es eng.


Am Fluß steht ein großer Schlaufenkran, der hat heute Hochbetrieb, ein Boot nach dem anderen wird abgelassen.




Hier werden auch richtig dicke Pötte gehoben, für den Kran ist die ALBIN 25 nur ein Spielzeug.


Schließlich schwimmt das Bootje!




Vereinbart ist direkt danach ein kleiner Opstart-Service. Im letzten Jahr gab es eine große Inspektion mit Öl- und Filterwechsel für Motor und Getriebe, incl. Dieselfilter, Luftfilter etc. Werftchef Bart nimmt sich persönlich des Motors an.


Die Maschine startet klaglos, trotzdem gibt es ein Problem: An einem Ablaßventil am Motorblock tritt tropfenweise Kühlwasser aus. Doch mein Vertrauen in die technische Kompetenz hier bestätigt sich. Das könne leicht gerichtet werden, es bräuchte nur ein kleines Ersatzteil, welches bis zum nächsten Tag beschafft werden könne. Kein Problem, überführt werden soll sowieso erst morgen, die Crew reist nicht vor dem Mittag an.
Für mich ist auf der Werft nichts mehr zu tun, ich lasse den Wagen hier und gehe zu Fuß in die Stadt, im Hart van Weesp ist ein Zimmer gebucht. Und es ist noch Zeit für einen Bummel durch die schöne Stadt an der Vecht.







Diner auf einem der vielen Terrasjes, für die Weesp bekannt ist. Traumwetter Mitte April, schon lebendiges Treiben draußen.



Die Kade an der Smal Weesp im Abendlicht, dieser Wasserlauf bestimmt neben der Vecht den Charakter der Altstadt. Er verbindet den Fluß mit dem Amsterdam-Rijnkanaal und der Weespertrekvaart, historische Handelsverbindung aus den Zeiten des Gouden Eeuw. Die Smal Weesp  ist beliebt als Passantenhafen. Heute liegen nur zwei Boote fest für die Nacht. Das wird sich ändern, im Sommer zur Hochsaison sieht das hier anders aus.


Karfreitag in den Niederlanden, es ist nicht still, alles hat offen, es wird "gewerkt". Ich mache mich auf vom Zentrum zur Jachtwerf, das sind nur 10 Minuten. Der Einbau des Ersatzteils wird für 12.00 angekündigt, es wird dann doch schon 11.00. Kurzer Plausch mit dem Mechaniker. Der ist begeistert vom Motor, kennt den Typ Yanmar 2QM15. Das sei eine Legende, die uns alle überleben wird. Das ist Balsam für die Skipperohren, baut Vertrauen für kommende (Lang)fahrten auf.
Ich fahre mit dem Auto runter nach Nederhorst, nehme die Überführungscrew auf -diesmal nur Frauen- und wir fahren wieder hoch nach Weesp zum Boot. Gegen 13.00 geht es endlich los. ELAN fährt, die Saison 2019 läuft.


Erst ein paar Meter die Vecht rauf in Richtung Muiden, dann kehrt und südlich durch Weesp. Eine sonnige Rast mit Imbiss bei Fort Uitermeer. Der Pavillon nebenan ist nach einem Brand wieder aufgebaut, wir haben aber Bootsverpflegung, herrlicher Imbiss auf dem Fluss.


Es ist noch früh, ich schippere langsam runter bis Nigtevecht, der Motor läuft sehr gut, wirkt ruhiger als im letzten Jahr. Um kurz nach Fünf dann die Schleusung, es ist noch nichts los. Wir sind neben einer kleinen Sloep das einzige Boot, was auf den Spiegelplas will.


Wie immer schöne Kulisse auf dem großen See, Heimkehrerlicht weist den Weg in den Heimathafen.