Muiden und "De Groene Draek"

Ein Wochenende im August, wir fahren früh am Samstag nach Nederhorst. Auf der Agenda steht ein kurzer Trip mit Übernachtung in Muiden. Die Strecke auf der schönen Vecht ist altbekannt und wohlvertraut. Das Schippern hier auf der feinen Flußlandschaft, mitten im "Groene Hart" der Niederlande, hat aber immer noch großen Reiz. Schon kommt die klassische Kulisse von Weesp in Sicht.


Ein paar Kilometer weiter empfängt die alte Monumentenstadt Muiden wie immer mit historischem Flair. Die Groote Zeesluis ist über 200 Jahre alt und markierte früher einen wichtigen Übergang für Handelsboote von der Zuiderzee ins Binnenland. Für Handelsschiffe ist die Vecht seit dem Bau des Amsterdamrhijn-Kanaals uninteressant. Heute greifen hier Freizeitfahrer aller Kategorien an.


Direkt dahinter an Backbord, gegenüber Kasteel Muiderslot, das große Gelände der Koninklijke Nederlandse Zeil- en Roeivereniging, kurz KNZRV. Da waren wir im letzten Jahr schon dreimal, da wollen wir wieder hin. Kurz halten am Meldesteiger, da kommt auch schon der Hafenmeister und wir können wieder direkt an der Kade an einem der Hafenbecken festmachen.


Die KNZRV wurde 1847 gegründet, ist damit die älteste Wassersportvereinigung der Niederlande. Von Anfang an war das ein Honoratiorenklub reicher Amsterdamer. Man hielt guten Kontakt zum Königshaus und machte die damaligen Prinzen zu Ehrenmitgliedern und Koning Willem II zum Schirmherren. Das wird bis heute so beibehalten, alle Regenten und Regentinnen des Hauses Oranien waren und sind hier in das Klubgeschehen involviert. Die Piet Hein, die Jacht von Königin Juliana lag bis zum Verkauf in den Häfen des Klubs, De Groene Draek, das Schiff von (Ex)königin Beatrix, liegt, wenn es nicht gerade renoviert wird, hier in Muiden (dazu gleich mehr). Zu Beginn war der Stammhafen des Klubs am Westerdok in Amsterdam. 1919 zog man dann um in den Sixhaven und blieb dort bis zum 2. Weltkrieg. Die deutschen Besatzer verfügten Fahrverbote für das IJ, der Sixhaven wurde geschlossen. Die KNZRV mußte das "Koninklijke" aus ihrem Namen streichen und bezog ein Ersatzquartier an den Westeinder Plassen. Schließlich wurde dann 1953 hier in Muiden ein schon vorhandener Hafen ausgebaut und ein stattliches Klubgebouw errichtet.



Seitdem ist der markante Platz hier direkt an der Vechtmündung die Heimstatt der Vereinigung. Die ganze Hafenanlage strahlt eine gewisse Eleganz aus, es ist pieksauber. Man ist auch stolz hier auf die sportlichen Leistungen der Mitglieder, im Laufe der Geschichte waren zig Teilnehmer von Olympiaden und Hochseeregatten wie Admirals Cup und Volvo Ocean Race dabei.


Die trutzigen Mauern von Kasteel Muiderslot durch die Masten auf der anderen Seite der Vecht. Das Schloß hat lange Tradition, die Ursprünge der Anlage gehen auf das 13. Jh. zurück. Wir bummeln etwas durch den Hafen und entdecken tatsächlich De Groene Draek, exponiert festgemacht an einem eigenen Steiger vorne an der Vechtseite.



Das Schiff war ein Geschenk des Staates an die junge Beatrix zu ihrem 18. Geburtstag. Gebaut wurde die 15 Meter lange Leemsteraak in Amsterdam, da erfolgte 1957 auch die Taufe durch die Prinzessin. Das war ein großes Ereignis damals, schließlich war Beatrix Thronfolgerin. Es gibt schöne alte Aufnahmen aus der Zeit.




Von Amsterdam wurde das Boot hier nach Muiden gebracht wo im gleichen Jahr mit einer Flottenschau mit über 500 Yachten und Booten der Drache erstmals von Beatrix gefahren wurde.




Daß sich morgen am Sonntag das hier vor unser aller Augen wiederholen würde ahnen wir am Samstag nachmittag noch nicht. Wir gehen kurz in den Ort und auch zu einem kleinem Strand an der Seite zum IJmeer. Am Boot schließlich ein kleiner Cocktailempfang. Die Wolken ziehen ab und es wird sommerlich warm.


Man hält hier durchaus auf Etikette, auf korrekte Flaggenführung wird Wert gelegt. Gut, daß ELAN seit letzter Saison unter der Landesflagge des Skippers fährt, so wie es nach Seerecht Vorschrift ist. Diese ist hier im Hafen übrigens einzuholen.


Nach einem guten Dinner im Ome Koo bietet ELAN sichere Heimstatt für die Nacht.


Der Morgen in der "Königlichen". Sehr ruhig alles, doch plötzlich läuft ein großes Polizeischiff vorbei. und macht direkt gegenüber vor Kasteel Muidersloot fest. 


Und ja, die erste Vermutung ist richtig: Es gibt Geleitschutz für den Groene Draek. Beatrix ist schon an Bord und steuert wie schon vor 54 Jahren ihr geliebtes Boot über die Vecht raus auf das Markermeer.





Um das Schiff gibt es übrigens immer wieder mal Diskussionen um die Kosten. Unterhalt und Reparatur für den Drachen waren in der Schenkung seinerzeit auf unbestimmte Zeit inbegriffen, die Marine kümmerte sich darum. Mit zunehmenden Alter wurde der Erhalt natürlich immer aufwändiger, ein Spezialbetrieb übernahm das. Schließlich wird das Schiff auch für Repräsentationszwecke auch heute noch gern genutzt, der König übernachtet darauf schonmal, bei Flottenparaden fährt der Drache mit, an Bord immer Mitglieder des Königshauses. Da muß alles glänzen. Premierminster Rutte gab dazu in der zweiten Kammer in Den Haag über die Summen für den Unterhalt falsche Zahlen an, um die Öffentlichkeit zu beschwichtigen. Schließlich zahlt der niederländische Steuerzahler für die Jacht der Oranier. Statt der in den Finanzberichten veranschlagten 50.000€ wurde in Wirklichkeit jedes Jahr mehr als doppelt soviel ausgegeben. Wobei wohl auch Beatrix selbst, mit einem geschätzten Vermögen von rund einer Milliarde Euro immerhin eine der reichsten Frauen der Niederlande, auch große Summen beigesteuert hat.


Kurz nach dem Groene Draek verlassen auch wir den königlichen Hafen, allerdings nach Süden hin. Die Passage durch die Groote Zeesluis geht fix und kurz vor 12.00 sind wir an der Schleuse zum Heimatsee. Da ist schon richtig Betrieb, viele Boote wollen an diesem Sonntag auf den Spiegelplas.


Es ist eng, aber wir kommen direkt mit rein.


Das Wetter ist so schön und wir haben noch Zeit. Darum fahren wir nicht direkt in den Hafen, sondern werfen bei den Inseln den Anker aus und genießen letzte Momente unter sommerlichem Himmel und schwimmen im herrlichen Wasser.