Erster (Arbeits) Besuch im neuen Jahr

Verkehrte Welt! Wir fahren erst am 10. März zum Boot, um die Plane überzuwerfen! Doch der Reihe nach...
Normaler weise wird ELAN am Ende der Vaarsaison "op de Kant" gestellt und danach schön gemütlich eingemottet unter der großen Plane. Das war im letzten Jahr leider nicht möglich, beim (ohnehin schon späten) Besuch kurz vor Weihnachten (klick) war das Boot total unter einem Eispanzer versiegelt. Da wurden nur die Akkus und die Matratzen geholt. Seitdem steht Elan quasi blank auf dem Bock in der Jachtwerf Weesp und ist dem Unbill der Elemente ausgesetzt. Bis jetzt, denn nun soll mal etwas Liebe in die Leidenschaft investiert werden.


Wir kommen gegen Mittag in Weesp an, auf dem Gelände der Werft ist einiges los. Jede Menge Boote stehen noch im Winterlager, es wird aber auf dem Gelände nach dem Betreiberwechsel auch gearbeitet. Der alte Flachbau mit Büro, Toiletten und dem Aufenthaltsraum (in dem wir den Kaufvertrag für ELAN 2016 unterschrieben hatten) ist abgerissen worden. Neues entsteht wohl, doch noch ist das gesamte Gelände voller Boote. Elan liegt geschützt in einer Ecke und sieht gar nicht so schlecht aus. Natürlich ist das Deck dreckig. Es geht aber vor allem um das Cabrioverdeck. Da gibt es Probleme! Die drei Folienfenster sind seit längerem quasi blind, die Umbördelung des Stoffes ist teilweise lose, es gibt ein paar Stellen, wo sich die Nähte lösen. Und auch schlecht: Es hält nicht mehr 100% dicht, auf der Plane, die ich innen ausgelegt hatte, hat sich gut ein Liter Wasser angesammelt. Das muß alles gerichtet werden. 


Wir entfernen die beiden Verdecke und bringen darüber die Plastikplane auf. Es ist nicht die "große Lösung" wie in den vergangen Jahren, sondern eine kleinere und dünnere Plane, die nicht das gesamte Boot abdeckt, sondern nur Steuerstand und Pflicht. Alles wird wind- und wetterfest verzurrt.



Für die Reparatur der Verdeckteile habe ich einen Termin in einer Zeilmakerij gemacht. Und die liegt tatsächlich nur ein paar Meter vom Sommerhafen entfernt in Nederhorst. Dort werden wir schon erwartet. Es macht alles einen seriösen und kompetenten Eindruck, der Betrieb UtarSailBootstofferingen ist in türkischer Hand. Man bietet die Arbeiten für einen günstigen Kurs an, weniger als erwartet. Eine Reinigung und Imprägnierung ist hier leider nicht möglich. Dafür gibt es am anderen Tag eine Überraschung: Per Email teilt man mit, daß man den Auftrag bereits ausgeführt habe, die Teile lägen schon repariert zur Abholung bereit! Der nächste Besuch ist aber erst für Anfang April vorgesehen, in Vorbereitung des Bootes auf die Fahrsaison 2022.


Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher nach Spakenburg, ein ehemals bedeutendes Fischerdorf aus Zeiten, als das Wasser hier noch die wilde Zuiderzee war. Nach dem Bau des Großpolders Flevoland blieben zwischen der Küste und dem neuen Land nur die schmalen Wasserläufe der Randmeere. Spakenburg hat sich aber maritimen Reiz erhalten. Im Zentrum um den Museumshafen liegen schöne alte Häuser, Museen und gemütliche Terrassencafés. Und in den Hafenbecken erblickt man vor allem einen Schiffstyp: Die traditionellen Botter. Es sind seegängige Plattbodenschiffe aus schwerem Eichenholz mit voluminös bauchigem Bug, in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entwickelt für Transport und Fischfang. Fahrgebiete waren die Zuiderzee, das Wattenmeer und die küstennahe Nordsee. Absoluter Hinkucker ist die alte Bootswerft, die sich der Pflege der Botterflotte widmet.
Heute werden die kernigen Segler verwendet für Sport- und Plezierfahrt, es gibt Regattawettbewerbe und man kann auf ihnen Ausfahrten mit Eventcharakter buchen.