Amsterdam 17./18. Oktober

Mitte Oktober - die Fahrsaison 2018 nähert sich ihrem Ende. Seit drei Jahren schippert ELAN jetzt schon unter meiner Führung durch holländisches Wasser!

Vorläufige Bilanz für dieses Jahr: Das Bootje wurde 13 Mal besucht. Neben ein paar eintägigen Arbeitsbesuchen gab es 4 Zweitagestouren und 3 Dreitagestouren. Das Wetter spielte in diesem Supersommerjahr durchweg mit, am häufigsten angesteuert wurde Amsterdam. Und anders als 2017 (klick) gab es auch keine negativen technischen Überraschungen, ELAN tuckerte in diesem Jahr brav durch.


Der Vertrag für den Sommerliegeplatz im Jachthafen Spiegelzicht läuft bis zum 15. Oktober. Wie in den beiden Jahren zuvor soll das Boot im Winter in die Jachtwerf Weesp versetzt und dort "op de kant" gestellt werden. 
Ich komme durch eine Sperrung auf der A2 hinter Emmerich erst um 11.30 in Nederhorst an und passiere gegen 12.00 die Schleuse auf die Vecht. Etwas Stress, aber jetzt Entspannung, wunderschöner Herbsttag, große Freude. Vor allem weil nicht nur eine einfache Überführung geplant ist, sondern nochmal eine Fahrt in die große Stadt. In Weesp steigt der mit Boots- und Tauführung bestens vertraute Ersatzoffizier Klaus zu. Wir passieren ohne großen Anlauf die drei Brücken über die Smale Weesp, machen auf Höhe der Van Houten Villa kurz für einen Einkauf beim Albert Heijn fest.



Auf der Weespertrekvaart dann in ruhiger Tuckerfahrt in Richtung Amsterdam, ein fruchtiger Spaß-Rosé gesellt sich zum Glück auf der Brücke dazu.


In Diemen dann ein kritischer Moment, ausgelöst durch einen Fehler. Vor der ersten Brücke in Richtung Amsterdam fahrend ist es eng, ähnlich einer Schleusenkammer. Offenbar ist es nicht vorgesehen, hier auf die Brückenöffnung zu warten, sondern davor. Dies wird auch durch ein Ampelzeichen geregelt, das hatte ich übersehen. Normalerweise ist das kein wirkliches Problem, für Plezierboote normaler Größe ist da nebeneinander genug Platz. Auf der Weesper Trekvaart gibt es aber auch immer noch Berufsschifffahrt. Dafür war diese alte Kanalverbindung von Amsterdam an die Vecht ja auch mal gebaut worden. Jetzt kam uns aus Richtung Amsterdam durch die Brücke ein richtig alter und dicker Frachtpott entgegen. Umkehren kam nicht in Fragen, nur ganz dichtes Anrücken an die Uferwand. In der Hoffnung, daß der Skipper uns auch sieht und entsprechend manövriert, die Sicht nach vorn auf so Schiffen ist ja doch eingeschränkt, sieht man auf dem Foto unten.


Es ist eng, geht aber gut aus: Die REGALO zieht knapp am Bootje vorbei. Danach kommen wir in einen Sog, der uns erstmal im Kreise dreht. Wir hatten ELAN nur mit der Hand am Geländer gehalten, war keine Zeit mehr richtig festzumachen.


Dann weiter auf die Amstel, historische Kulisse, großes Kino. Dieses Jahr schon öfter befahren (klick), ist aber immer wieder ein schöner Moment.


Durch die Nieuwe Herengracht und das Oosterdok schließlich auf das IJ. Rechts am Kreuzfahrtterminal liegt ein dicker Pott, die Navigator of the Seas, 311 Meter Länge, schon etwas älter, wurde aber vor vier Jahren renoviert. Seitdem gibt es Innenkabinen, also fensterlose Zellen, mit "virtuellem Balkon". Dazu wird auf einer Seite ein 80-Zoll-HD-Bildschirm hochkant in die Wand integriert, auf den in Echtzeit ein hochaufgelöstes Videobild aufgespielt wird. Die Bilder liefern Red-Epic-Kameras, die rund um das Schiff installiert sind, verrückte Sache.


Wie immer auf dem IJ läuft Schiffsverkehr aller Art, kleine Verdränger wie die Albin25 halten sich schön am Rand.


Gegenüber Centraal-Station dann die Einfahrt in den Sixhaven, der schönste Platz, um das Boot hier im Zentrum zu platzieren. Ich hatte hier schon mal ausführlich über die Historie des Hafens berichtet (klick). Hinter dem rostigen Wellenbrecher öffnen sich sehr feine Liegeplätze, alles ist im Top-Zustand.


Als Zugabe gibt es eine 4K-Webcam, die über Youtube ein Livebild überträgt. So kann man seine Einfahrt incl. Anlegemanöver anschauen, und das vor prächtiger Kulisse:


Jetzt in der Nachsaison, zudem noch in der Wochenmitte, gibt es auch kein Problem mit einem freien Liegeplatz. ELAN liegt fast einsam vorne am A-Steiger. Im Hintergrund läuft gerade der Kreuzfahrer aus.


Abendstimmung im Sixhaven! Eigentlich könnte man einfach hier bleiben und den Abend auf Bootje wegbummeln. Oder in die kleine Hafenkantine gehen, die wird von Clubmitgliedern betrieben, hat günstige Preise und eine schöne Außenterasse mit Ausblick. Leider wird die in der Nebensaison nur an Wochenenden bewirtschaftet. Letztlich lockt doch die Stadt! Man geht nur ein paar Meter bis zur Fähre und setzt in fünf Minuten über. Wie immer reges Treiben, lebendige Atmosphäre, die Jugend der Welt tummelt sich. 


Seit der Überführungstour und Amsterdamübernachtung im April (klick) habe ich den kulinarischen Akkord "Amsterdam-Chinesische Ente" im Kopf. Ausgelöst wurde das durch eine Folge von Kitchen Impossible, in der Tim Mälzer eine knusprige Ente im Sea-Palace in Amsterdam genauso zubereiten sollte, wie der speziell dafür abgestellte Koch in dem Restaurant. Der Hamburger scheiterte an der Aufgabe. Im April wurde im Sea-Palace die Ente dann probiert. Sie war sehr gut, wenn auch nicht sensationell (klick).
Nun wollten wir mal auf dem Zeedijk in Chinatown in einem der Chinarestaurants dort die Ente testen. Da gibt es auch welche, in denen die Enten schon vorne in der Garküche am Eingang am Haken hängen. Wir landen im Nam Kee, die werben mit "authentieke Cantonese keuken sinds 1981". Sehr voll, viele Asiaten an den Tellern, ein Tisch ist noch frei. Es gibt eine Riesenkarte, vieles klingt gut, wir nehmen aber (natürlich) die Ente, vorweg eine (sehr gute) Wang-Tang-Suppe.


Die Ente präsentiert sich anders als im Sea-Palace: Der Knochen- und Fettanteil ist größer, dadurch sehr saftig und schlotzig, man isst hier auch mit der Hand, nagt und saugt. Nicht unbedingt schlechter, aber eben rustikaler in Zubereitung und Darbietung. Sehr fein dazu die Sojasoße, auch der geschmorte Chinakohl. Zusammen mit Reis, einer Portion Kroepoek und zwei Tsingtao-Bier alles sehr füllend, also zurück zum Boot, mit einem Absacker in die Nacht schaukeln...


Am Morgen weckt ein Wummern, ein neuer Kreuzfahrer läuft ein. Auf der Webcam ist zu sehen, wie die MSC Magnifica (293 Meter)  komplett Centraal-Station überragt.


Sonst ist es hier wunderbar ruhig, ein Refugium in der Stadt. Zum Kaffee läuft ein sehr feiner Pleziercruiser in Holzbauweise ein.


Ein kurzer Trip auf den Adam-Toren, die alte, aufwändig umgebaute Shell-Zentrale. Da waren wir vor ein paar Wochen schonmal (klick), der Besuch des Lookout auf dem Dach ist ein Gesamterlebnis - Amsterdam von oben, lohnt sich.


Oben der Blick auf Centraal-Sation und die Grachtenstadt, unten das weite Panorama nach Osten. Am Horizont Almere und das Markermeer, unten liegt direkt der Sixhaven, ELAN ist zu sehen.


Wir verlassen Sixhaven um 12.00, vorbei am Mandela-Huisje...


...auf das IJ, passieren Kreuzfahrtterminal und Javaeiland und biegen nach Süden auf den Amsterdam-Rijnkanaal ab - schnellste Verbindung zurück nach Weesp.


Da gibt es im ersten Stück der Strecke am Nieuwe Diep fünf Jachthäfen, wir machen kurz an einem Steiger fest für eine Ölstandskontrolle, auch für Stärkung und Erfrischung ist Zeit. Von da ist es eine gute Stunde bis Weesp, die Durchfahrt zurück an die Vecht schon eingerechnet. Und das ist ja auch schon das Ziel heute. Es geht nicht mehr zurück nach Nederhorst, sondern in den Winterhafen. Da grüßt am Steiger der Chef der Jachtwerf Weesp, ein Mann, dem in Bezug auf Lagerung, Unterhalt und Reparatur des Bootes mein volles Vertrauen gilt. Vorerst bleibt ELAN aber noch im Wasser. Eventuell wird nochmal geschippert in diesem Jahr...