Blitzbesuch Ende Juli ´20

Spontan zum Bootje - ein Arbeitsbesuch, kurz aber heftig! Vor einer Woche schlief der Skipper nicht vorn in der Eignerkabine, sondern machte es sich hinten in der kleinen Achterkajüte bequem. Das ist ja nur eine kleine Kriechkabine, man liegt da aber eigentlich sehr schön in den beiden Längskojen. Nur fiel der Blick auf einige unschöne Ecken und Ritzen, unlackierte Stellen, bei denen das GFK unfein schimmerte. Und weil hier ja auch schonmal Gäste schlafen, soll das nun beigearbeitet werden.


Weißer Aryllack in Seidenmatt haftet gut und trocknet schnell. An einigen Stellen etwas Nadelfilz als Verkleidung, schon ein ganz anderes Bild. Dazu noch etwas Wandschmuck - und das Schmuckkästchen ist komplett!


Arbeitsbesuch im Juli ´20

Ende Juli, für zwei Tage zum Boot nach Nederhorst. Geplant ist keine Tour, sondern nur ein Arbeitsbesuch. Es haben sich ein paar Kleinigkeiten summiert, die gerichtet werden müssen. Oben auf der Liste steht: Undichtigkeiten beseitigen. Beim regenreichen Auftakt der großen Runde vor zwei Wochen tröpfelte es doch an einigen Stellen in die Kabinen...


ELAN ist ja in großer Fläche ein Cabrio. Das hat den schönen Vorteil von offener Fahrt bei gutem Wetter, ist aber natürlich auch ein Verschleißfaktor und erfordert Aufmerksamkeit. Die Gesamtkonstruktion hält durchweg gut dicht, der Stoff ist aber in den letzten vier Jahren noch nie neu imprägniert worden. Es tropfte nirgendwo rein - das Dach ist insgesamt von hoher Qualität und durchdacht verarbeitet - aber es saugt sich bei starkem Regen doch ziemlich voll. Nach einer Reinigung also Imrägnierspray drauf. Weitere kleine Leckstellen am Handlauf und an der Zwangsentlüftung werden mit Sikaflex bearbeitet, oft hilft da schon eine kleine Menge an richtiger Stelle. Eine weitere wirklich ärgerliche Leckage gibt es an der erst im letzten Jahr neu eingebauten Hecklucke. Da dröppelt es bei Wasserdruck richtig rein. Nachträgliches Abdichten bringt nicht viel, die muß komplett wieder raus und besser mit mehr Dichtstoff zwischen Rahmen und Deck wieder rein. Die Maßnahme verschieben wir aber auf den nächsten Arbeitsbesuch.


Warum ist, abgesehen von Komfortfragen, die Dichtheit des Decks gerade bei Booten aus GFK so wichtig? Die Decksflächen müssen hier aus Stabilitäsgründen relativ dick ausgeführt sein, anders als bei Stahlbooten. Es ist ein Sandwichaufbau: Außen Gelcoat und GFK, eine (dämmende) Füllschicht, unten dann nochmal eine dünne Schicht GFK. Dringt nun Wasser irgendwo durch, tropft es nicht nur unten, sondern verteilt sich auch immer etwas in der Füllung. Die saugt sich voll, bildet Schimmel, gammelt mit der Zeit weg - das Deck wird quasi von innen geschwächt. Das Problem ist bekannt als "weiches Deck"
Was greifen wir sonst noch an? Die Handläufe aus Teakholz werden von Hand angeschliffen und neu mit Holzöl bestrichen. Das geht schnell, bringt sichtbare Verschönerung. Im Innenraum wird an einigen "nackten" Wandstellen Nadelfilz aufgebracht, sieht besser aus. 


Anschließend dann eine kurze Testfahrt über den Spiegelplas. Das Wetter ist für Ende Juli bescheiden. Hochsommer sieht anders aus, kein Vergleich zu ´18/´19 (klick).


Wir übernachten an Bord, Gelegenheit mal das Lokal im Heimathafen auszuprobieren.



In der Nacht zieht eine Regenfront durch, an den ausgebesserten Stellen bleibt es dicht - bestes Ergebnis.



Große Runde durchs "Groene Hart" - Juli `20

Endlich, die erste große Tour mit ELAN in der Saison 2020! 4 Tage schippern mit 3 Übernachtungen an Bord. Die Route ist angelegt als ein Mix aus bekanntem und bisher noch unbefahrenem Wasser. Doch erstmal geht es los mit einer kleinen Ouvertüre: Wir übernachten schon von Mittwoch auf Donnerstag im Hotel Four Elements in IJburg, ein Haus mit einem besonderen Klimakonzept. Man hat einen Blick auf den kleinen Hafen dort und auch das Markermeer. Leider ist das Wetter fürchterlich, graue regensatte Tiefbewölkung zieht über Noordholland, späte Ausläufer eines Tropensturms.



IJburg, der neue Stadtteil am IJmeer, Amsterdam erweitert sich hier auf einer in den letzten 20 Jahren aufgehäuften Sandinsel. Nach den "Kunststädten" Lelystad und Almere auf Flevoland das dritte große Projekt einer völlig neu geschaffenen Urbanisation mit mittlerweile 25.000 Einwohnern. Ein neues Segment, genannt Strandeiland, wird gerade mit den ersten Häusern bebaut.



Am Donnerstag geht es nach Nederhorst zum Boot, das sind von IJburg nur 30 Minuten. Schnell einkaufen im AH, dann ELAN für die Tour beladen. Das dauert, es kommt so einiges mit. Zwei Kühlboxen, Bettwäsche, Kaffemaschine, Werkzeugkoffer - muß alles an Bord. Start um 11.00, die Schleusung geht fix und wir tuckern zunächst die Vecht aufwärts bis zur Kade in Nederhorst. Dort warten Passagiere, gute Freunde, die schon öfter mitgefahren und mit allem an Bord vertraut sind.
Zum Wetter: Schlechter kann man es sich für einen Julitag nicht wünschen! Es gehen Schauer nieder, nur kurz unterbrochen von Nieselregen. Das macht das Fahren mit ELAN nicht einfacher. Mit geschlossenem Verdeck am Steuerstand sieht man durch die Scheibe nicht viel. Der kleine Scheibenwischer ist leider defekt, auf der nach hinten gewölbten Kunststoffscheibe haften dicke Tropfen, man muß ab und zu von außen wischen. Zum Glück ist die Strecke vertraut. Es geht zunächst nordwärts bis Weesp und dann durch die Weespertrekvaart nach Amsterdam.



Zwei Brücken sind bis dahin zu machen, alle öffnen zuverlässig, hier die zweite Diemenbrücke. Dahinter grüßt schon der Rembrandttoren, mächtige Landmarke am Abzweig auf die Amstel.


Die Magere Brug, dahinter geht es rechts ab über die Nieuwe Herengracht bis zum Oosterdok, Tristesse in feuchtem Pastell - am 9. Juli im Hochsommer!


Die Traverse übers IJ zum Sixhaven, das ist für heute wie schon oft in den letzten Jahren das Etappenziel. Für mich die beste Adresse für das Boot in Amsterdam. Man liegt direkt vis-à-vis von Centraal Station, ein Top-Hafen mit Geschichte (klick). Doch eines wird schnell klar: Es ist zwar erst später Nachmittag, doch der Hafen ist schon knallevoll. Bei dem Wetter will keiner fahren, es wird angetäut abgewettert. Größere Boote werden abgewiesen. Vorne am A-Steiger gibt es nix mehr, wir werden vom Hafenmeister ganz nach hinten "ums Eck" geschickt, da ist noch bisken Platz. Eigentlich ist das gar kein regulärer Liegeplatz. Beim Festmachen müssen wir improvisieren, für den Landstrom brauchen wir fast die volle Kabellänge.


Der volle Sixhaven, ELAN liegt hinten im Gewimmel, wird von der Webcam leider nicht erfasst.



Ein Bummel durch die Stadt muß trotzdem sein, wir setzten über das IJ, der nassgraue Blues wird noch vertärkt durch die Maskenpflicht auf den IJ-Fähren.


Farbiger Lichtblick: Die bunten Fenster beim Busbahnhof Centraal Station.


Am Freitag verlassen wir gegen 11.30 Sixhaven, die Buchstaben auf dem Wellenbrecher sind neu gemacht. So sah das vorher aus (klick). Links die feine und originelle Übernachtungsadresse Mandela Huisje (340€ die Nacht), rechts der Adamtoren.


Wir fahren das IJ in Richtung Westen, in Höhe Houthaven biegen wir links ab in die Stadt. Es gibt eine Wasserverbindung durch die westlichen Stadtteile in Richtung Süden, das ist zunächst die Kostverlorenvaart, danach als direkte Fortsetzung die kanalisierte Schinkel.


An dieser Stelle mal die ganze Route im Bild, gefahren wird gegen den Uhrzeigersinn. Die Tagesetappe geht von Position 1 südwestlich bis Position 2.


Das schöne an der Strecke ist, daß ELAN mit ihren nur 2,30 über Wasser durch fast alle Brücken durchkommt, das ermöglicht streßfreie Fahrt. Erstes Hindernis ist erst die Schinkelsuis, zusammen mit der Schinkelbrug ist das ein beeindruckendes Bauwerk. Auf vier Fahrbahnen queren Eisenbahn und Autobahn. Die Durchfahrtshöhe ist mit 8 Metern großzügig, das ganze Ensemble ist zudem beweglich und kann bei Bedarf geöffnet werden.  


Direkt dahinter liegt das Nieuwe Meer, große Wasserfläche, rundum baumbestanden mit einigen Jachthäfen an den Ufern. Der Wasserweg hier wird natürlich immer noch von kleinen Binnenfrachtern genutzt.


Es geht raus aus der Stadt auf der Ringvaart van de Haarlemmermeerpolder. An Steuerbord zeigt sich das riesige Areal von Schiphol, man fährt fast eine Stunde daran längs.


Aber auch Maritimes kommt in den Blick, an Backbord tauchen im weiteren Verlauf immer mehr kleine Häfen und Jachtbetriebe auf. 


Am Ufer zieht einiges vorbei: Die Testanlage von Verhoef für "Aluminium Freefall Lifeboats", Gebrauchtboote mit Preisen direkt auf dem Rumpf, die berühmte Jachtwerf für Superjachten Koninklijke De Vries Scheepsbouw/Feadship.


Und mittendrin dann auch was ganz fein Klassisches: Eine Albin 25 in "goede staat". Immer wieder schön zu sehen, daß noch einige Schwesterboote hier unterhalten und gefahren werden.


Gegen 16.00 dann endlich die Wetterwende! War es in der ersten Tageshälfte unter dichter Wolkendecke zwar weitgehend trocken, lockert es nun deutlich auf, die Sonne bricht durch, Hollandse Luchten über weitem Himmel. Wir erreichen die Westeinderplassen und damit unser heutiges Tagesziel: Kempers Watersport.


Kempers ist ein großer Jachthafen an der Südostseite. Hier gibt es alles: Bootsverleih, Unterhalt mit Verkauf von Bootszubehör und Wasersportartikeln, ein großer Verkaufshafen, Top-Sanitäräume, ein Restaurant und ausreichend viele Passantenplätze. Wir liegen ruhig unten rechts an breiter Kade, ideale Stelle für die Nacht.


Schöner Kontrast, ELAN wirkt neben dem dem dicken Pott wie ein Miniaturboot, macht aber Bella Figura.




Samstag Morgen, wir brechen auf gegen 11.00. Von hier hat man viele Möglichkeiten in alle Richtungen: Südwestlich könnte man weiterfahren in Richtung Rotterdam, auch abzweigen nach Katwijk an die Noordzee. Für uns ist das aber der Drehpunkt, wir kehren quasi 180 Grad und tuckern über feine Flüsse zurück nach Nordost, über die Drecht und die Amstel, mit einem Einkauf und einer Rast in Uithoorn. Das ist ein schöner Ort an der Amstel mit großer Kade, Läden und Cafes direkt dabei. Auch hier wieder, unter all den teuren Sloeps und Plezierbooten, steht ELAN noch flott da, man sieht ihr ihre 46 Jahre nicht an.



Immer weiter auf der Amstel gen Norden, lang ist dieses ikonische Gewässer mit 31 Kilometern nun wahrlich nicht. Führe man bis zum Ende, käme man wieder aus an der Magere Brug mitten im Zentrum in Amsterdam, da waren wir aber schon vorgestern. Stattdessen ist der Plan, kurz vor Oudekerk rechts abzubiegen auf die Oude Waver. Das ist ein wirklich kleines Gewässer, schmal und flach, auf beiden Seiten schilfbewachsen. ELAN macht sich knapp und schippert fein durch ländliches Holland.


Eine Spezialität auf dieser Strecke sind drei bewegliche Brücken, die von Hand selbstbedient werden müssen. Vor uns fährt eine Sloep-Flotille, die erledigt das zunächst für uns, wir haben freie Fahrt. Am Horizont schon wieder die große Stadt mit urbaner Silhouette, vordergründig aber tiefstes rurales Holland - anregender Kontrast, der zum Träumen einlädt.


Als Skipper aber zurück auf den Boden der Tatsachen: Gedanken zur Route, dem Ziel des Tages, der Ankunft in sicherem Hafen, zum Wohl und Weh der Passagiere. Nach der Waver folgt die ebenso schmale Winkel und gibt nach ein paar Kilometern bei der Proosdijersluis die Zufahrt frei auf die Vinkeveener Plassen.
Das ist ein großes Gewässer, in den vergangenen Jahren schon öfter befahren. Hier hatten wir schon Häuser am Wasser gemietet, mit Bootssteg (hier und hier), die Plassen waren auch Tagesziel auf einer Runde mit Übernachtung im Apollo Hotel vor drei Jahren.
Es ist nach langer Strecke schon später Nachmittag. Ich entscheide mich, nicht weiter auf die Plassen zu fahren und dort einen der vielen Jachthäfen anzusteuern. Stattdessen bleiben wir direkt hier im Bereich der Schleuse im Jachthaven Bon und bitten um Passantenquartier für eine Nacht. Und das erweist sich als Glücksgriff. 


Das ist ein richtig eingewachsener Hafen mit vielen Stammplätzen, Camping dazu, vielen Steigern und Brücken, alles familiengeführt. Der Juniorchef bedient auch die Schleuse, er freut sich über uns und das Boot und nimmt uns nur 10€ ab für das Boot mit vier Personen, Landstrom inclusive. Zudem: Es gibt ein gutes Hafenrestaurant. ELAN liegt auf dem Bild unten gut eingeparkt mittendrin direkt am Zentralsteiger.






Der nächste Morgen, herrliches Wetter, die Sonne weckt, alles ist trocken. Endlich kann ich ELAN öffnen, volles Cabrio. Man sitzt dann wirklich sehr schön im Boot auf den Bänken, der Sonnenschirm setzt eigenen Akzent, alles fein für ein ausgedehntes Ontbijt.


Wir tuckern wieder gegen 11 Uhr los, überqueren die Vinkeveener Plassen in voller Länge von Nord nach Süd. Da gibt es direkt beim Örtchen Vinkeveen noch einen Hafen, den will ich mir mal ansehen. Wir machen kurz fest, nochmal "boodschappen" beim nahgelegenen Albert Heijn, Entspannung und kleiner Frühschoppen am Sonntag Morgen.


Wie weiter? Nun, das ist ja von hier eine bekannte Strecke, schon mehrfach befahren. Es geht durch die Demmeriske Sluis, von da unterqueren wir die A2, dann über die kleine Angstel bis zum Amsterdam-Rijnkanaal und direkt gegenüber über die Nieuwe Wetering bei Mijnden wieder auf die Vecht, den Heimatfluß!


Und da ist natürlich heute am Sonntag bei Topwetter so einiges los. An der ersten tiefen Brücke dürfen erst die Südfahrer durch. Das sind so viele Boote, daß die Brücke bevor wir als Nordfahrer dran sind erstmal wieder schließt, um die Autos und Fußgänger passieren zu lassen. Stau auf der Vecht! Aber auch reizvoll, man sieht viel, hier ist richtig Leben auf dem Wasser und am Ufer.




Schon öfter gezeigt: Das hier an der Vecht ist grünes Kernland der Randstad, Rückzugsort von neuem und altem Geld in ländlicher Idylle. Das zeigt sich in den Villen am Ufer. Wir genießen das auf unserem kleinen Bootje.




Die Vecht aufwärts, es geht durch Loenen, durch Vreeland, durch Nigtevecht. Am späten Nachmittag dann Ankunft an der Schleuse auf den Spiegelplas. Wie immer ein Nadelöhr auf den letzten Metern zum Heimathafen. Da liegen schon ein paar Boote am Wachtplats, wir kommen erst zur zweiten Schleusung durch. Egal - Licht und Luft sind frei, letzte Momente einatmen auf der Zielgeraden. ELAN hat wunderbar durchgehalten, 130 Kilometer durch alle Wetter, alle Schleusen und Brücken, über Seen, Flüsse und Kanäle. Eigentlich keine große Sache so eine 4-Tage-Tour. Aber in diesen Zeiten dann doch, viele feine Momente, die in Erinnerung bleiben.