Familientour nach Amsterdam 3.-5. August´18


Ein langes Wochenende auf Bootje ELAN - und das in klassischer Familienbesetzung! Das ist erst einmal vorgekommen, vor zwei Jahren auf der Fahrt nach Naarden (klick). Und es geht, wie schon einige Fahrten in diesem Jahr vorher, nach Amsterdam. Da zieht es mich in diesem Jahr hin (klick), die große Stadt am und im Wasser ist ja nur gut zwei Stunden entfernt vom Liegeplatz.
Die Anreise nach Nederhorst läuft leider zäh, die A 12 ist hinter Arnheim gesperrt, auf der Ausweichstrecke über Apeldoorn gibt es einige Staus. Wir kommen erst nach 11.00 Uhr an, ich will schnell zur Schleuse, beladen wird das Boot dann erst nach der Schleusung auf der Vecht. Da kommt so einiges zusammen für drei Tage und vier Personen.
Mal gleich ein Satz zum Wetter: Die Sommerhitze hält an, es ist knackheiß. Einerseits schön, ELAN gleitet offen übers Wasser. Aber: Bei gut 36 Grad fordert der Körper Schatten und einiges an Flüssigkeit. Die elektrische Kühlbox ist voll mit Wasser und auch ein bisken Wein... 


Ein schöner Riesling kühlt, was richtig Feines vom Bopparder Hamm, am letzten Wochenende von guten Freunden unten am Mittelrhein geschenkt bekommen. Die Kühe kühlen sich im Fluß, schlaue Tiere...


In Weesp nehmen wir den Abzweig über die Smal Weesp. Die Ortsdurchfahrt mit den drei niedrigen Brücken habe ich schon mehrfach beschrieben (klick), alles klappt wie am Schnürchen. Danach dann den Amsterdam-Rijnkanaal queren und über die Weesper Trekvaart Richtung Stadt. Da geht es zu Anfang noch recht ländlich zu, an der schönen Mühle im ersten Teil gibt es einen Anleger. Zeit für einen Imbiss und ein erfrischendes Bad.


Durch Diemen, diesmal sind die zwei Brücken fix genommen, nicht wie bei der letzten Tour mit den Mexikanern (klick), dann auf die Amstel. Die Magere Brug ist noch immer mit den Red Ribbons vom Welt-Aidskongreß geschmückt.


Ohne Verzögerung dann auf das IJ. Wir sind spät dran und ich will die erste Nacht in der Marina Amsterdam in Noord machen.


Der A´dam Toren grüßt, der wird am nächsten Tag noch eine Rolle spielen, wir werden mal hoch fahren auf die Aussichtsplattform.


Doch erstmal in die Marina, zum dritten Mal in diesem Jahr, also vertrautes Terrain. Auf dem alten Weftgelände in Noord ist immer was los, das Durcheinander aus alt und neu reizt und fordert.


Am Außensteiger liegt ein Riesenpott, die Reef Chief ist eine 49-Meter Jacht eines US- Multimillionärs. Ich lege das Bootje davor, der Platz ist klasse, wir können da aber nicht für die Nacht bleiben. Also nochmal versetzen in den hinteren Hafenbereich, auch o.k.


ELAN liegt gut hier, die Marina ist zwar groß und hat Amsterdam-Chic, trotzdem geht es hier unter den Skippern gezellig zu. Und der Preis stimmt, für das Bootje werden pro Tag/Nacht 18€ kassiert, inkl. Strom und Top-Duschen.


Abends dann auf das NDSM- Gelände. Supervoll zwar, wir kriegen aber noch einen Tisch zum Essen im Pllek, gute Sache. Wie eine Bühne zum Sonnenuntergang der Blick übers IJ auf die Stadt.


Hier mal ein "Luftbild" vom A´dam Toren über die Situation hier: Der Blick nach Westen Richtung Noordzee, links ist die Stadt, in der Mitte das IJ und in der Verlängerung der Bauten unten die Marina in Noord. Zu sehen sind die 5 roten Buchstaben vom Botel.


Am Samstag geht es ruhig zu, ein Kaffee an Bord, ein Ontbijt im Brood. Dann zurück auf das IJ in Richtung Stadt. Und erst jetzt kriegen wir mit, was heute in Amsterdam gefeiert wird: Christopher Street Day. Nach dem Koningsdag (klick), die zweite Big Party auf dem Wasser hier.



Wir sind früh, darum noch ein kleiner Schlenker vorbei an Centraal Station und Kreuzfahrtterminal in Richtung Java-Eiland. Schöne Kulisse mit der Costa Mediterranea und den bunten Homo-Booten. 


Wieder zwei Übersichten vom A´dam - Toren. Hier sieht man den typischen Verkehr auf dem IJ direkt vor Centraal Station. Es drubbeln sich die Pendelfähren, Frachter und Pleziervaart. Tolle Stelle, aber Vorsicht ist geboten. 


Hier der Blick übers IJ nach Osten, am Horizont das IJmeer/Markermeer und Almere, in der Mitte die Stadt mit Kreuzfahrtterminal, Oosterdock und dem Nemo, vorne dann die Einfahrt zum Noord-Hollandkanaal mit dem Sixhaven. Das ist unser Ziel für heute, da soll ELAN einen Platz für die Nacht auf Sonntag bekommen.


Zum zweiten Mal im Sixhaven, hier waren wir Ende Juni schon mal auf der Tour hoch nach Monnickendam (klick).
Der Platz ist Legende! Sixhaven wurde angelegt 1920 durch die Koninklijke Nederlandsche Zeil- en Roeivereeniging und benannt nach Willem Six, dem damaligen Vorsitzenden dieses der Nomenklatura verbundenen Wassersportvereins. Der stammte aus der bekannten und (traditions)reichen Amsterdamer Patrizierfamilie Six, seit dem goldenen Zeitalter im 17. Jahrhundert ein weitverzweigter und einflußreicher Clan. Wirklich lesenwert dazu und tiefe Einblicke in die niederländische Geschichte gebend ist das Buch "Die vielen Leben des Jan Six: Geschichte einer Amsterdamer Dynastie"von Geert Mak.
In den ersten Jahren lag die königliche Motorjacht “PIET HEIN” oft im Hafen. Nach dem zweiten Weltkrieg zog die "Königliche" aber dann nach Muiden um, direkt an die Vechtmündung zum IJmeer (klick). Der Hafen verfiel, war nur noch Heimat für ein paar Wohnboote. Bis er 1974 wieder aktiviert wurde, nach den Bürgerlichen ausgerechnet von sehr motivierten Werftarbeitern, quasi ein Wechsel der gesellschaftlichen Klassen.
1946 wurde von Schiffbauern und Dokarbeitern auf der großen NDSM Werft in Amsterdam Noord ein Wassersportverein gegründet, die Watersportvereniging Dok- en Scheepsbouw, kurz WVDS. Bis zu dieser Zeit hatte der Verein auf dem Gelände der Werft seinen Platz und nutzte auch die Bautechnik der Werft. So konnten die Schiffbauer in der Freizeit selbst Hand anlegen und aus Alteisen und alten Rettungsbooten entstanden die ersten eigenen Motorjachten.
Nach vielen Umstrukturierungen auf dem Werftgelände mußte der Verein umziehen, ein neuer Platz wurde im verfallenden Sixhaven gefunden. Die Mitglieder haben eigenhändig den Hafen wieder aufgebaut.
Bis heute werden noch alle Arbeiten von Mitgliedern in freiwilligen Arbeitsgruppen verrichtet. Hafenmeisterei und die Kantinen-Bar werden nur durch freiwillige Vereinsmitglieder bemannt. Vor ein paar Jahren wurde genau unter dem Sixhaven der Tunnel für die neue Amsterdam-Metro gebaut, im Rahmen dieses gewaltigen Projekts wurde auch der Sixhaven nochmal gründlich renoviert. Alle Steiger und die Sanitäranlagen sind neu. Es präsentiert sich also heute alles in Top-Form.
Zudem gibt es ein echtes Sahnetüpfelchen: Auf dem Dach der Kantine steht eine 4K-Webcam, die ein Livebild ins Internet sendet, für Bootsleute immer spannend zu sehen. Und man kann Ankunft, Aufenthalt und Abfahrt selbst live von oben anschauen und teilen.


Wir kriegen wieder einen Platz vorn am Steiger A, beste Stelle. An Wochenenden in der Hochsaison ist das Glück, auch wenn man schon am frühen Nachmittag da ist.



Am späten Nachmittag dann erst auf den Turm, der ist auch vom Hafen aus gut zu sehen. Der Fahrt hoch lohnt sich, herrlich luftig-windig da oben. Gibt auch eine Bar und Schaukeln...



Danach dann in die Stadt, es ist knackvoll im Kern, nach ein paar Metern aber dann doch feine Stimmung an der Raamgracht. Wir landen zum Diner in Cafe de Jaren, ein Klassiker mit schöner Terrasse.


Auf dem Rückweg dann eine Begegnug, Op de wallen erklingt auf einmal ein lautes Thomas, ich ignoriere zunächst. Aber als dann das Handy klingelt drehe ich mich um und - drei Freunde von der IG-Metall Krefeld stehen vor mir.


Ruhige Nacht im Sixhaven. Trotz der Hitze ist es nachts an Bord erträglich, der Rumpf liegt ja tief im Wasser, das kühlt die Kabinen.
Am Sonntag dann Frühstück an Bord, gegen Mittag raus aus dem Hafen. Es geht eng zu hier, gerade in der Ausfahrt liegen noch ein paar Bootjes. Die sind spät am Abend rein gekommen, haben sich provisorisch positioniert und warten nun für den zweiten Tag auf  frei werdende Plätze.


Wir wollen aber raus, es geht nach Osten vorbei an Java-Eiland. Ich möchte nicht die gleiche Strecke über die Trekvaart zurück, auch nicht über den Amsterdam-Rijnkanal, sondern durch die Oranjesluizen auf das IJmeer in Richtung Muiden. Zum letzten Mal gefahren in 2017 auf einer großen Sommerunde (klick).


Auf dem Bild unten sind wir schon kurz hinter den Oranjesluizen, das Wasser öffnet sich. Hier begann vor der Einpolderung und Eindeichung die Zuiderzee, zum Wattenmeer war das offenes Wasser, zu Überschwemmungen neigend, an den Ufern sumpfig. Die großen Schiffe im Gouden Eeuw im 17. Jh. kamen mit ihren Schätzen aus den Kolonien in Indonesien hier an. Eine direkte Verbindung nach Westen zur Noordzee gab es noch nicht, alles mußte hier durch.
Eine Durchfahrt nach Amsterdam von hier war nicht einfach, der Wasserstand meist zu niedrig. Daher kommt der legendäre Satz "Vor Pampus liegen". Das war das Warten auf höheren Wasserstand an dieser Untiefe. Es mußte auf Frachtschuten umgeladen oder auf eine technische Innovation dieser Zeit zurückgegriffen werden. Man konstruierte sogenannte Scheepskameele, hölzerne Schwimmkörper, die zeitweise mit einem Schiff verbunden wurden, um Auftrieb zu erzeugen.


 Auf Backbord ein Blick nach Durgerdam, schönes Dorf auf dem Deich, altes Ziel.


Großer Himmel überm Wasser, Hollandse Luchten im Original!


Hier liegen wir nun vor Pampus. Der kleine Hafen der Festungsinsel (klick) ist voll, jede Menge Boote liegen vor Anker. Wir machen das auch, es sind nämlich wieder Waterplanten auf der Welle, das scheint hier im Sommer unvermeidbar. Ich gehe ins Wasser und beseitige die grünen Biester.


Von Pampus sind es nur drei Kilometer bis Muiden, wir haben Rückenwind und gleiten auf der Hauptfahrrinne durch die Vechtmündung in den Hafen.


In Muiden rutschen wir direkt in die Groote Zeesluis, links grüßt das Ome Koo.


In Weesp gibt es noch einen Imbiss mit Frietjes und Krokettjes. Dann zügig runter zur Schleuse nach Nederhorst. Da kommt man am Sonntag im Sommer besser früh an für die erste Schleusung am Nachmittag. Statt ab 17.30 läßt der Schleusenwärter schon Einfahrt um kurz nach fünf zu. Auf dem Spiegelplas dann die letzten Meter, herrliches Heimkehrerlicht weist den Weg zur Einfahrt in den Hafen.