Vinkeveense Plassen - September ´21

Hollandurlaub im September, 10 Tage in Egmond aan Zee. Das sind vor allem die Dünen, der Strand und die weite Zee. Und auch eine kleine Tour mit dem Elektroboot über die Spaarne in Haarlem war dabei (klick). Aber ELAN kommt auch vor. Nach der Küste sind nochmal 4 Tage mit und auf dem Boot geplant. Zunächst fahren wir aber nach Weesp. Da gibt es nämlich eine große Veränderung: Bart hat den Betrieb der Werft  aufgegeben! Großes Bedauern, denn die Jachtwerf Weesp ist seit 2016 immer ein zuverlässiger und vertrauensvoller Ort für das Winterlager gewesen. Ich hatte mich schon vor Wochen verabschiedet und nach dem weiteren Schicksal der Werft gefragt. Das sei ungewiß hieß es, ein neuer Pächter sei noch nicht gefunden. Dann vor ein paar Tagen eine Mail aus Weesp: Ein neuer Betreiber ist da und bietet den Altkunden bevorzugt Lagerung an, zu den alten Konditionen. Auf dem Gelände große Aktion, Bagger tragen die obere Bodenschicht ab. Im rötlichen Schotter steckt sicher über viele Jahre abgeschliffenes Antifouling. Der neue Chef ist da. Im Büro stelle ich mich vor, kurzes Gespräch, ich fülle den Vertrag für die Winterlagerung aus. Alles angenehm, die alte Herzlichkeit wie mit Bart fehlt allerdings.


Danach kurz am Boot vorbei, nur zum Schauen. Bewegt wird es heute noch nicht, denn wir beziehen heute erstmal ein schönes Holzhäusken auf einer Insel in den Vinkeveener Plassen. Das ist nicht neu, die Plassen haben wir mehrfach passiert. Auch ein Chalet haben wir schon zweimal hier gemietet (hier und hier).

Die Vinkeveense Plassen - ein faszinierendes Stückchen Niederlande. Es handelt sich im Grunde um einen großen See. Das Besondere sind die schmalen Landzungen auf der Westseite, die das Gesamtbild hier charakteristisch formen. Ursprünglich war die Gegend alles flaches Land. Im 17. Jh. begann man mit dem Abbau von Torf, der wurde streifenweise weggebaggert. In den Zwischenräumen, den legakkers, lagerte man den Torf zum Trocknen. Auch der darunterliegende Sand wurde gewonnen, die Vertiefungen füllten sich mit Wasser, übrig blieben die schmalen Reste Land. Klar, daß später dann diese reizvolle Mischung als Freizeit- und Wassersportrevier beliebt wurde und auf und an den Inselchen jede Menge Hütten und Wohnboote errichtet wurden. Es ist ein richtiges Labyrinth, wie eine Mischung aus Venedig und Kleingartenanlage mutet es an.


Der erste Tag also noch "ohne", aber dann: Am Freitag fahren wir mit dem Auto nach Nederhorst zum Boot, schleusen auf die Vecht und tuckern südwärts. Altbekanntes Terrain, immer wieder ein Genuß! Wir passieren Vreeland und erreichen Loenen zügig.


Kurzer Aufenthalt in Loenen an der Vechtkade für einen schnellen Einkauf im Jumbo in der Dorfmitte. Gegenüber eines der edlen Landsitze aus dem 17. Jh. Das reiche Amsterdamer Bürgertum hatte sich hier im Goldenen Zeitalter feudal niedergelassen.


Ein frischer Weißer begleitet uns. Und der kommt tatsächlich vom Wijngaard Noordholland und wächst auf den sandigen Böden auf einem Acker nördlich von Alkmaar. 


Etwas weiter südlich in Nieuwersluis geht es durch einen schmalen Stichkanal, die Nieuwe Wetering,  zum Amsterdam-Rhijnkanaal. Der wird nur gequert, schräg gegenüber gibt es einen Durchlaß in Richtung Angstel.


Ein kurzes Stück auf der Angstel, das ist ein kleiner Fluß, nur 10 Kilometer lang. Parallel verläuft hier die A2, vielbefahrenen Verkehrsachse zwischen Utrecht und Amsterdam.


Flußidylle neben der Autobahn, die schöne Angstel vermuten die meisten hier wohl nicht bei schneller Vorbeifahrt.


Es folgt noch eine Schleuse, dann endlich Ankunft auf den Vinkeveener Plassen. Es ist schon später Nachmittag, Silberlicht auf dem See.


Blick von oben und schön zu sehen: Reizvolles Spiel von Land und Wasser. Elan liegt sicher vertäut am Haus. Feine Stimmung in weichem Licht.




Es dämmert, vis-à-vis vom Bootje lodert der Grill, letzte freie und warme Abende genießen ist heute Plezier und Pflicht.


Zum Haus gehören Kanus und auch Fahrräder, alles ist inkludiert. Auch die Innenausstattung des Hauses ist Top.



Der Samstag - wir drehen eine Tuckerrunde durch die ländliche Polderwelt. Zunächst wieder raus aus den Kanälen auf den See.

Am Jachhafen Bon (hier haben wir schon mehrfach Nachtquartier genommen) schleusen wir auf die Winkel.


Es gibt hier ein System von kleinen Flüssen, schmale Wasserläufe, die für ELAN gerade noch so befahrbar sind. Nach der Winkel sind auf der Oude Waver ein paar Brücken zu passieren, einige davon in Selbstbedienung. Hier sind wir in dieser Saison schon gefahren, allerdings in Gegenrichtung.


Reizvoller Kontrast: Satte Weiden, am Horizont zeigt sich Amsterdam. Gut sichtbar ganz links ist der Rembrandttoren an der Amstel.


Auch wir treffen auf die Amstel etwas nördlich von Uithoorn. In Ouderkerk machen wir Rast, wie schon öfter im kleinen Hafen direkt am Supermarkt Plus.


In Ouderkerk zweigen wir ab von der Amstel. Denn hier gelangt man über die Bullewijk wieder in Richtung Vinkeveen. Schmale kurvige Wasserläufe mit schilfbesetzem Ufer, darüber Hollandse Luchten, eine warme spätsommerliche Brise - alles ist vereint für genußreiches Tuckern!


Einige kleine Brücken werden schnell geöffnet. Hier sind noch richtige Brückenwärter aktiv, die den ganzen Tag in Sichtweite der Brücke ausharren und auf Knopfdruck öffnen.

Zurück am Haus. Das Setting ist ideal und lädt zum Träumen ein: So ein Haus mit Anleger direkt am Wasser wäre wunderbar als Ergänzung zum Boot. Leider sind die Preise für Chalets und Grundstücke in den letzten Jahre hier explodiert.


Am Sonntag Rückfahrt wieder in Richtung Vecht, auf der gleichen Strecke wie auf der Hinfahrt. An einem sonnigen Sonntag ist da abwechslungsreiches Augenkino auf und am Fluß garantiert.


An der Brücke in Nieuwersluis an der Einmündung zur Vecht gibt es eine längere Wartezeit. Nach der Mittagspause wird erst der Bootsverkehr auf dem Fluß entzerrt.


Alles ist heute auf dem Wasser, das letzte Sommerwochenende der Saison animiert zum Skippern. 






ELAN erreicht die Schleuse in Nederhorst weit vor der abendlichen Öffnung. Wir nutzen die Wartezeit, um das Auto aus Vinkeveen zu holen. Zum Glück sind wir bei dieser Tour doppelt motorisiert, denn ein Wagen steht hier am Heimathafen. Schließlich wieder auf dem Spiegelplas. War das die letzte Fahrt mit dem Boot in dieser Saison? Es hängt ab vom Wetter, eventuell wird aus der fälligen Überführung nach Weesp im Oktober nochmal eine kleine Eskapade nach Amsterdam.



Greenjoy in Haarlem

Skipper ist auf Abwegen, er tuckert mit einem kleinen E-Bootje auf der Spaarne in Haarlem!


10 Tage Urlaub in Egmond aan Zee. Da will man nicht nur Radfahren und Wandern am Strand und in den Dünen, sondern auch mal aufs Wasser. Kleine Sloeps zu leihen ist kein Problem auf den vielen Flüssen, Seen und Kanälen der Niederlande. Ich entscheide mich für Haarlem, denn da ist eine Verleihstation von Greenjoy - die vermieten Elektroboote. Alles geht online, es gibt keinen direkten menschlichen Kontakt. Ohne Smartphone geht hier nichts. Die Boote liegen am westlichen Rand der Oude Staad direkt hinter der Stadsschouburg an der Leidsevaart. Zum gebuchten Zeitpunkt bestätigt man seine Telefonnummer, aktiviert online das Boot und schon leuchtet eine grüne LED auf. HLM3 ist vaarklaar!


Es gibt keine Kissen, auch ist unser Boot innen recht schmutzig: Blätter, aber auch Restmüll der Vorbesitzer. Das ist der Preis dafür, daß bei diesem Anbieter kaum echte Manpower im Spiel ist. Egal - es geht es bei herrlichem Wetter schön lautlos über das Wasser, aber eben auch sehr langsam. Der kleine "Gashebel" ist ganz vorn auf Maximum, das Boot macht Tempo nur knapp über Schrittgeschwindigkeit. Der Radius wird dadurch natürlich eingeschränkt. Wir fahren raus auf die Spaarne und machen es uns für vier Stunden gemütlich. 

Die Spaarne ist nur 10 Kilometer lang, eigentlich kein richtiger Fluß. Trotzdem sorgt der Wasserlauf für eine prächtige Kulisse. Die Kornmühle De Adriaan und De Grote of St. Bavokerk ragen auf, beides sind stolze Rijksmonumente. Die Ursprünge der Kathedrale stammen aus dem 14. Jh., auf ihrer Orgel haben schon Händel und Mozart gespielt. 


Wir fahren nordwärts bis zum alten Dorf Spaarndam, die Schleuse dort markiert schon das Ende der Spaarne. Dahinter sind es nur noch drei Kilometer auf dem Zijkannal C bis zum großen Noordzeekanaal.


Buntes Treiben auf dem Wasser. Greenjoy wird hauptsächlich von einer jüngeren Generation gebucht. Es gibt auch Verleiher in der Spaarnestsadt mit direktem Service, die haben allerdings nur Benzinboote mit Außenborder im Programm.